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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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272 3. Historische Übersicht<br />

Niederländische Gesandte überzeugten den Bischof von der Entschlossenheit<br />

der Generalstaaten, sich für die Hauptstadt einzusetzen. Er mußte sich am<br />

2<strong>1.</strong> Oktober 1657 auf Haus Geist zu einem erneuten Vergleich mit der Stadt<br />

bequemen und wagte nicht, in die Stadt zu ziehen. Dagegen wurden die niederländischen<br />

Gesandten am 30. d. M. von den Bürgern mit großem Jubel empfangen.<br />

<strong>Die</strong> Stadt bedankte sich bei ihnen nächst Gott für die resolution der provinzen<br />

als die ursache der befreiung. Als der Bischof Anfang Dezember in einer Kutsche in<br />

der Stadt einfuhr, standen die Bürger stumm unter Gewehr an den Straßen und<br />

zogen nicht einmal den Hut vor ihm.<br />

Zwischen französischen Lockungen und Treue zum Kaiser schwankend begann<br />

der Bischof 1659 seinen dritten Waffengang gegen die Hauptstadt. Unbedachte<br />

Drohungen der Bürger, sie würden den Calvinismus annehmen, hatten<br />

ihre Stellung in Wien geschwächt. <strong>Die</strong>smal mußten sie sich den harten Bedingungen<br />

des Landesherrn beugen. 1)<br />

Nachdem das drückendste innenpolitische Problem gelöst war, stürzte der<br />

Bischof sich in eine verwirrende Bündnispolitik, deren Ziel darin bestand, die<br />

Niederländer für ihre Unterstützung der Hauptstadt zu strafen und ihnen Borculo<br />

zu entreißen. Gestützt auf ein "Verteidigungsbündnis" der Direktoren des<br />

Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises - Kurbrandenburg, <strong>Münster</strong> und<br />

Pfalz-Neuburg - (4. Januar und 14./16. Februar 1665) und in Fehleinschätzung<br />

der Absichten Frankreichs schloß Galen am 13. Juni d.]. einen Geheimvertrag<br />

mit England und brach den Krieg vom Zaun (23. September d. ].), ohne die<br />

Landstände zu informieren.<br />

Kaum begonnen, war der Krieg verloren. Ludwig XIV. stellte sich auf die<br />

Seite der Holländer, England hielt seine Versprechungen nicht ein. Kurbrandenburg<br />

drängte auf einen schnellen Frieden. Um dem Ärgsten zu entgehen, verzichtete<br />

der Bischof am 18. April 1666 im Klever Frieden endgültig auf Borculo<br />

und rüstete ab. Trotzdem sann er auf Rache mit Hilfe Frankreichs (Vertrag von<br />

Saint-Germain 4. März 1667).<br />

<strong>Die</strong> Ablehnung der dem Stift wenig zuträglichen Machtpolitik des Fürsten<br />

durch große Teile des Domkapitels mag ihn auf die Idee gebracht haben, sich<br />

größere Sicherheit durch Annahme eines Koadjutors zu verschaffen. Allerdings<br />

lief der Plan der Wahlkapitulation zuwider, weil er die freie Wahl des Kapitels<br />

beschränkte, aber auch den persönlichen Plänen des Domdechanten Jobst Edmund<br />

von Brabeck, der hoffte, selbst einmal den Stuhl des Hl. Liudger einzunehmen.<br />

Nach mannigfachen Intrigen und Schachzügen, die an Eingriffe in den<br />

Wahlvorgang grenzten, wurde am 19. Juli 1667 Ferdinand von Fürstenberg zum<br />

Koadjutor gewählt. Der Bischof errang damit einen Sieg, der aber mit der Feind-<br />

1) Bischöfliche Erklärung von <strong>Münster</strong>, 26. März 1661, von beiden Seiten unterzeichnet;<br />

Bedingungen: KOHL, Christoph Bernhard von Galen S. 16<strong>1.</strong>

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