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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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194 3. Historische Übersicht<br />

zuschieben, Delmenhorst zu gewinnen und den freien Handel nach Friesland<br />

zu sichern. Im Blick hierauf bestätigte er schon 1475 den Meppener Markt<br />

(MGQ 1 S. 289). Darüber hinaus konnte er sich Hoffnung auf einige, kürzlich<br />

Burgund angegliederte Territorien machen. <strong>Das</strong> kaiserliche Aufgebot vom<br />

28. Januar 1475, das den Bischof zur Heerfolge vor Neuß verpflichtete, bot<br />

hierfür eine solide Grundlage. Insbesondere sollte ein münsterisches Kontingent<br />

die kurkölnische Besatzung "auf den Steinen" gegenüber Neuß verstärken (Rohdich<br />

S. 28 ff.). Schon im Februar fanden sich dort münsterische Söldner unter<br />

dem Befehl eines Bruders des Bischofs ein. Sie bombardierten die zum Heere<br />

Karls des Kühnen gehörigen Lombarden so kräftig, daß diese verlegt werden<br />

mußten. Insgesamt soll der Bischof dem Reichsheere 16 000 Mann und 1700<br />

Wagen zugeführt haben. Er wurde wegen der einheitlich grünen Farbe der Kleider<br />

seiner Kriegsknechte der "grüne Heinrich" genannt (ebd. S. 31-36).<br />

Doch fehlte es nicht an Konflikten innerhalb des Reichsheeres. Bei einer Schlägerei<br />

Kaiserlicher mit Heinrichs Söldnern kam bei Zons am 19. Mai d. J. H ermann<br />

von Keppel ums Leben, einziger Sohn des klevischen Erbmarschalls Gerhard von<br />

Keppel, der im Schmerz über den Verlust seine Burg Weddern bei Dülmen am<br />

3<strong>1.</strong> August 1476 den Kartäusern für eine Klostergründung übergab. Der Bischof<br />

bestätigte die Stiftung am 7. Dezember d. J. (WestfKlosterb 2 S. 433).<br />

Nach wechselvollen Kämpfen gab schließlich Karl der Kühne am 27. Juni<br />

1475 auf und marschierte ab. Am nächsten Tage räumten auch die Kaiserlichen<br />

und <strong>Münster</strong>ischen das Feld. Zur Belohnung für seine <strong>Die</strong>nste schenkte der<br />

Kaiser dem Bischof eine goldene Fahne mit dem kaiserlichen Adler, die später<br />

am Grabe Heinrichs aufgestellt wurde.<br />

Über diese ehrenvolle Auszeichnung hinaus hielt sich der Gewinn des Bischofs<br />

in Grenzen: Ein kaiserlicher Befehl zur Besetzung von Zütfen für das<br />

Reich vom 2. Februar 1475 und die Reichspfandschaft über die Grafschaft Zütfen,<br />

lösbar mit 60000 Gulden, ausgestellt am <strong>1.</strong> Mai d. J. (Rohdich S. 29 f.). <strong>Die</strong><br />

vorhersehbare Verwicklung in geldrische Verhältnisse enthielt sogar ein hohes<br />

Risiko, wie sich erweisen sollte, als Karls des Kühnen Tochter nach dem Tode<br />

des Vaters (t <strong>1.</strong> Januar 1477 vor Nancy) E rzherzog Maximilian von Österreich<br />

heiratete und Herzog Johann von Kleve auf dessen Seite trat. Damit standen<br />

Bischof Heinrich zwei mächtige Fürsten als Konkurrenten gegenüber.<br />

<strong>Die</strong>se E rkenntnis, vielleicht auch Geldmangel, hinderten Heinrich von<br />

Schwarzburg längere Zeit am Antritt der zütfenschen Pfandschaft. Erst im September<br />

1478 setzte er sich mit den Ständen der Grafschaft in Verbindung, die<br />

ihn am 7. d. M. unter Bezug auf die kaiserliche Verschreibung zum Besten des<br />

jungen H erzogs Karl von Geldern als Pfandherrn annahmen, seine Nachfolger<br />

eingeschlossen. <strong>Die</strong> Pfandsumme wurde von 60 000 auf 16 000 Gulden gesenkt,<br />

dafür aber eine sofortige Schatzung bewilligt. <strong>Die</strong> münsterischen Landstände<br />

billigten den Vertrag (Rohdich S. 67 ff.) . Nur die Regentin Katharina von Geldern<br />

verweigerte ihre Zustimmung.

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