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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 47. Weltliche Zentralbehörden 617<br />

nung landesherrlicher Landtagskommissare - übrigens aus den Reihen der Geheimen<br />

Räte - zur Vertretung fürstlicher Interessen auf den münsterischen<br />

Landtagen. Grundsätzlich war seit dem 27. November 1762 das neuerrichtete<br />

Bonner Departement unter dem Minister Franz von Fürstenberg für alle<br />

<strong>Münster</strong> betreffenden Angelegenheiten zuständig, eine "Art kölnisches Provinzialministerium<br />

für <strong>Münster</strong>" (ebd. S. 19) mit eigenen Beamten, aber ohne Verbindung<br />

zum münsterischen Geheimen Rat, eher in Konkurrenz zu den in <strong>Münster</strong><br />

tätigen Behörden. Erst 1774 verstand sich die Hofkammer dazu, die Bezüge<br />

des Ministers Fürstenberg und die Kosten der Bonner Kanzlei zu übernehmen.<br />

Viele Jahre hindurch gehörte Fürstenberg nicht einmal dem Geheimen Rat an.<br />

<strong>Die</strong> Kölner Hofkalender bezeichnen ihn nur als Geheimen Konferenzrat in<br />

Bonn und Leiter der dortigen kurfürstlich münsterischen Kanzlei. <strong>Die</strong> Landstände<br />

setzten schließlich sogar durch, daß Fürstenberg nicht mehr an münsterischen<br />

Landtagen teilnehmen durfte (Hanschmidt S. 82). Fürstenberg litt darunter<br />

ebensosehr wie unter der Rivalität des kurkölnischen Ministers Caspar Anton<br />

von Belderbusch, der auch die <strong>Münster</strong> betreffenden Reichs- und auswärtigen<br />

Angelegenheiten an sich gezogen hatte (ebd. S. 83). Nach dem Sturz Fürstenbergs<br />

(1780) lag das Amt in Händen von Adam Franz Wenner, seit Sommer<br />

1789 von Johann Gerhard Druffe<strong>1.</strong> 1 ) Nur das Erziehungswesen verblieb Fürstenberg.<br />

Wenn auch das Bonner Departement die alte münsterische Behördenstruktur<br />

nicht veränderte, sondern nur überbaute, lag in den Rivalitäten eine<br />

große Leitungsschwäche. Mit Befremden stellte ein Zeitgenosse fest, wie alles bei<br />

allen drei ständen, was Fürstenberg oder einer von seinen freunden proponierte, ohne Zu<br />

votieren und ohne untersuchung de plano venvorfen wurde (Freiherr von Kerckerinck:<br />

Dehio S. 19).<br />

Nach dem Regierungsantritt Maximilian Franz' (1784) blieb das Bonner Departement<br />

bestehen und trat unter die unmittelbare Leitung des Kurfürsten. Der<br />

Geheime Referendar Druffel hielt alle Fäden in der Hand und erreichte fast den<br />

Rang des früheren Ministers Fürstenberg, "ein eigenartiger Zustand, den auf<br />

eine aus anderen Verfassungen entlehnte Formel zu bringen nicht angeht. <strong>Das</strong><br />

selbständige Leben des Staates schlummerte ein. Es entstand mit dem Zentrum<br />

Bonn ein ganz lockerer Gesamtstaat, der von jeder Neuwahl zersprengt werden<br />

konnte, sozusagen ein Gesamtstaat auf Abbruch" (Dehio S. 20). <strong>Die</strong> Schwäche<br />

der Konstruktion, die sich besonders außenpolitisch auswirkte, mußte in Kauf<br />

genommen werden. Dagegen gingen vom Departement kulturpolitische Anstöße<br />

aus, die in ganz Deutschland aufmerksam vermerkt wurden.<br />

Eine andere Schwäche der münsterischen Zentralbehörden beruhte auf der<br />

mangelhaften Besoldung der Beamten - wie fast in allen Staaten der damaligen<br />

Zeit - , die wiederum auf der kläglichen Finanzverfassung des Landes basierte.<br />

1) Alfred HARTLIEB VON WALLTHOR, Johann Gerhard von Druffel (WestfLebensb 8.<br />

1959 S. 84-100).

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