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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 10. <strong>Die</strong> <strong>Diözese</strong> unter den ersten Fürstbischöfen 121<br />

<strong>Die</strong>se Hoffnung trog. Eine verhängnisvolle Rolle bei der Zuspitzung der<br />

Gegensätze spielte Sophia, Gemahlin von Bischof <strong>Die</strong>trichs Bruder, Graf Friedrich,<br />

Tochter des mit E rzbischof Engelbert von Köln verfeindeten Herzogs<br />

Walram von Limburg. Sie soll es gewesen sein, die auf den Anschlag, dem der Erzbischof<br />

zum Opfer fiel, hinarbeitete. Hinter diesen persönlichen Gegensätzen<br />

standen tieferreichende politische Machtkämpfe. Erzbischof Engelbert hatte sich,<br />

damals noch Dompropst zu Köln, nach der Schlacht von Bouvines (27. Juli 1214)<br />

auf die Seite Friedrichs von Schwaben geschlagen (Foerster S. 24, 41 ). Dagegen<br />

standen die münsterischen Ministerialen und die Grafen von Tecklenburg, die Bischof<br />

<strong>Die</strong>trich stützten, auf welfischer Seite. Alle direkt an der Auslösung der Katastrophe<br />

anknüpfenden Anlässe waren dagegen im Grunde unbedeutend.<br />

Hinzu kommen zwei päpstliche bzw. kaiserliche Mandate, die den geistlichen<br />

Fürsten in D eutschland große Zugeständnisse bescherten. Beim Erlaß des Privilegs<br />

Friedrichs 1<strong>1.</strong> vom 26. April 1220 (MGH.Const. 2 S. 86 Nr. 73) war Bischof<br />

<strong>Die</strong>trich zugegen. Zum andern befahl der Papst Erzbischof Engelbert und seinen<br />

Suffraganen am <strong>1.</strong> März 1221, alle Kirchenvögte in der Kölner Provinz zu<br />

veranlassen, sich mit ihren bisherigen Einkünften zufriedenzugeben<br />

(Reg.Imp. 5,3 S. 1144 Nr. 6438). Den Bischöfen gestattete er, weltliche Vogteien<br />

auf dem Wege über Pfandschaften an sich zu bringen (potthast 6572). Damit<br />

trat das Vogteiproblem in den Vordergrund, wenn auch die Ablösung weltlicher<br />

Vogteirechte im <strong>Bistum</strong> schon in vollem Gange war. Zumindest angerührt war<br />

damit die Essener Vogtei frage, die zu Auseinandersetzungen zwischen Erzbischof<br />

E ngelbert und Graf Friedrich von Isenberg geführt hatte.<br />

Im Vergleich zu diesen tragischen Verwicklungen, in die Bischof <strong>Die</strong>trich<br />

hineingeriet, erscheint seine Tätigkeit im <strong>Bistum</strong> eher marginal. Auch in seinen<br />

Beziehungen zum Domkapitel lassen sich keinerlei Besonderheiten feststellen.<br />

<strong>Die</strong>trich überließ dem Kapitel neun namentlich nicht genannte Kirchen - wahrscheinlich<br />

Ascheberg, Bösensell, Emsdetten, Everswinkel, Altenberge, Nordwalde,<br />

Ostbevern (und Westbevern?), Osterwick und Rinkerode - (MGQ 1<br />

S. 30). <strong>Die</strong> Kirche in Bocholt inkorporierte er der Domdechanei zur Aufbesserung<br />

ihrer geringen Einkünfte (GS NF 17,1 S. 557). Dem Domküster (Thesaurar)<br />

gestattete er die Anstellung eines Vikars zum stellvertretenden Chordienst<br />

und am Altar St. Pauli (GS NF 17,1 S.285, 304; ebd. 2 S. 211 f.). Am 22. Juli<br />

1225 legte der Bischof den Grundstein für den Erweiterungsbau der Domkirche<br />

(prinz, Westwerk S. 31) nach dem Vorbild der Marienfelder Klosterkirche (Tröller).l<br />

) Auch er war wie seine Vorgänger mit dem Grenzstreit zwischen Bürgern<br />

1 ) Joachim POESCHKE macht darauf aufmerksam, daß der um 1225 begonnene gotische<br />

N eubau des Domparadieses und der aus derselben Zeit stammende Chorumgang<br />

neben cisterziensischen Elementen Magdeburger Anklänge aufweisen (Forschungs-Journal<br />

Westfälische Wilhelms-Universität 2,2. 1993 S. 43 - 46).

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