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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 6. Vorgeschichte, Gründung, Grenzen und Patronat der <strong>Diözese</strong> 67<br />

<strong>Münster</strong> auf das Westufer der Lauwers läßt sich nur verstehen, wenn man einen<br />

älteren münsterischen Ansatzpunkt in den dort befindlichen, sogenannten<br />

"Achtkirchspielen" annimmt. Mehrere ältere Pfarreien in Friesland spiegeln<br />

deutlich das Wirken Liudgers, besonders dessen Vorliebe für die Apostel Petrus<br />

und Paulus. Vor allem tritt das Paulus-Patrozinium häufig auf.<br />

Erweiterungen des Diözesangebietes über den Suder- oder Dreingau hinaus<br />

lassen sich emsaufwärts in Richtung Wiedenbrück beobachten, wo später die<br />

Kirche in Harsewinkel und das Kloster Marienfeld entstanden, noch früher im<br />

Gebiet von Beckum und Oelde (vgl. oben). Beckum (Bekehem) gibt sich mit<br />

seiner charakteristischen Namensform auf -heim als karolingische Gründung<br />

zu erkennen, wie auch zahlreiche andere Örtlichkeiten in seiner Umgebung.<br />

Offensichtlich bestand hier ein königlicher Besitzkomplex, dessen Haupthof sich<br />

später in bischöflicher Hand befand.<br />

Bis an das Ufer der Lippe drang die münsterische Mission anscheinend nur<br />

langsam vor. H erzfeld war ein festes Glied im egbertinischen, später liudolfingischen<br />

Besitz. <strong>Das</strong>selbe gilt für Liesborn und das weiter nördlich gelegene Frekkenhorst<br />

einschließlich der jüngeren Kirche in Warendorf, der nur irrtümlich<br />

ein höheres Alter zugeschrieben wird, weil sie im Hochmittelalter bischöfliche<br />

Kaplanei war. Daß dieser Rang für ihr Alter ohne Bedeutung bleibt, hat Nikolaus<br />

Hilling bewiesen.<br />

D er Bezirk um Rheine und die davon abhängigen Kirchen in Wettringen<br />

und Schöppingen bietet innerhalb der <strong>Diözese</strong> das Bild eines Fremdkörpers.<br />

Zweifellos gehörte er seit den Anfängen zum <strong>Bistum</strong>, weist aber auffällig wenig<br />

bischöflichen und domkapitularischen Besitz auf. <strong>Die</strong> Stellung des Bischofs war<br />

hier so schwach ausgebildet, daß sich um die Burgen Bentheim, Steinfurt und<br />

Tecklenburg fremde weltliche Landesherrschaften entwickeln konnten und bis<br />

zum E nde des alten Reiches allen Angriffen der münsterischen Bischöfe widerstanden.<br />

Den Bentheimern kam noch zustatten, daß ein beträchtlicher Teil ihrer<br />

Besitzungen auf Utrechter Diözesangebiet lag.<br />

<strong>Das</strong> Patronat der Abtei Herford über Rheine und dessen abhängige Kirchen,<br />

das sich auf eine gefälschte Urkunde Ludwigs des Deutschen stützte, rechtlich<br />

aber fundiert war, erwies sich aufgrund der räumlichen Ferne der Patronatsherrin<br />

als zu schwach, um den wachsenden Einfluß des münsterischen Ordinarius<br />

auszugleichen . Immerhin spielte im Bezirk Rheine das Eigenkirchenwesen, setzt<br />

man die genannten Faktoren in Rechnung, eine bedeutendere Rolle als im Zentralmünsterland.<br />

Sogar di.e Frauenklöster der frühen Zeit blieben hier dem B'istum<br />

entzogen: Im Jahre 889 übergab die Stifterin Friderun König Arnulf das<br />

Kloster Metelen. Der Versuch Bischof Dodos, Metelen unter seine Oberhoheit<br />

zu bringen, scheiterte am Widerstand des Kaisers (993). Berta, Stifterin von<br />

Borghorst, übertrug ihr Stift 968 Kaiser Otto <strong>1.</strong>, der es dem Erzstift Magdeburg<br />

verlieh. In allen Fällen wirkt eine ursprünglich starke Stellung des Königs im<br />

Bezirk Rheine nach.

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