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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 55. G ewerbe und Handel 701<br />

Produktion kam jedoch nicht zum Zuge. Wie das Gewerbe blieb auch der Handel<br />

im <strong>Münster</strong>land den Kleinbetrieben verhaftet. Erst im Ausland bemächtigte<br />

sich der Großhandel der münsterländischen Erzeugnisse und erzielte die hohen<br />

Gewinne, die eigentlich dem Inland zugedacht waren (ebd. S. 111 f.).<br />

<strong>Die</strong> schwächlichen Leistungen der Commercien-Commission, das fehlende Interesse<br />

der Landstände an der Wirtschaft, aber wohl auch die Einsicht Fürstenbergs,<br />

daß es breiten Bevölkerungsschichten an der Vorbildung zur durchgreifenden<br />

Umgestaltung von Handel und Gewerbe nach modernen Grundsätzen<br />

fehle, führten zu völliger Lähmung (ebd. S. 123 f.). Der mit der Gründung der<br />

Commercien-Commission eingeschlagene Weg vom kameralistischen System zu<br />

staatlicher Wirtschaftspolitik (Kommerzialismus) führte in eine Sackgasse (Facius<br />

S. 17 ff).<br />

Alte Schwierigkeiten wurden nicht behoben. Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Zeit brachte<br />

neue mit sich. <strong>Die</strong> schnelle Verbreitung von Tabak und Kaffee riefen Maßnahmen<br />

gegen "schädlichen Luxus" hervor. Dem Kaffee suchte man seit 1760<br />

durch Anbau von Zichorie im Emsland das Wasser abzugraben, vergebens. Im<br />

Jahre 1785 mußte das Edikt wider das Kaffeetrinken der ärmeren Leute zurückgenommen<br />

werden (Kuske S. 44 f.).<br />

Ein Mißstand entstand durch zu hohe Besteuerung und zünftische Knebelung<br />

der Gewerbe in den Städten. <strong>Die</strong> Gewerbetreibenden wichen auf das platte<br />

Land aus. Es war nicht gerade wirtschaftsfördernd, die Gewerbesteuern nun<br />

auch auf das Land auszudehnen (Reekers S. 119). Mit Recht tadelte der Reichsfreiherr<br />

von Kerkerink zur Borg 1780 die unzulänglichen Schritte der Regierung<br />

in wirtschaftlicher Hinsicht, die dem Fürstbistum <strong>Münster</strong> im Vergleich zu den<br />

Nachbarregionen, besonders den unter preußischer Herrschaft stehenden Territorien<br />

Mark, Minden-Ravensberg und Tecklenburg-Lingen, einen unübersehbaren<br />

Rückstand bescherten. <strong>Die</strong> einzige Belebung des Leinenhandels im 18. Jahrhundert<br />

riefen die aus dem Lingenschen stammenden "Tödden" hervor, katholische<br />

Kaufhändler, die sich hauptsächlich in den Ostseeländern betätigten. Auf<br />

ihre Initiative gingen sogar Gründungen von katholischen Kirchen in rein evangelischen<br />

Ländern zurück.<br />

Der letzte Fürstbischof, Maximilian Franz von Österreich, erkannte die<br />

schädlichen Folgen der münsterischen Wirtschaftspolitik und zeigte sich ernsthaft<br />

interessiert, den "Nahrungsstand der münsterschen Untertanen zu befördern"<br />

(van der Grinten S. 51). Vor allem erschienen ihm die "Ämter" (Zünfte)<br />

mit ihren Zwängen als überholt. Er hätte das Recht zu ihrer Aufhebung besessen,<br />

suchte aber dem Übel mit begrenzten Reformen beizukommen, u. a. durch<br />

Erteilung von Freimeister- und Freikrämerpatenten (ebd. S. 12-40). Jedoch<br />

stieß er mit seiner Anregung zur Errichtung von Fabriken und Großbetrieben<br />

zur Brechung der Ämtermacht auf deren erbitterten Widerstand. <strong>Die</strong> Bemühungen<br />

des Landesherrn beschränkten sich schließlich auf die Privilegierung einer

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