06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

278 3. Historische Übersicht<br />

Dem Friedensvertrag von Saint-Germain (19. Juni 1679) zwischen Frankreich<br />

und Kurbrandenburg folgte sehr schnell eine französisch-brandenburgische Defensivallianz.<br />

Am 14. September 1680 schloß sich ein französisch-münsterisches<br />

Schutzbündnis an, das der ständige Vertreter Ludwigs XIV am Hofe Fürstenbergs,<br />

Amador Gombaud Seigneur de la Guilletterie, vermittelt hatte. Ergänzt<br />

wurde das Bündnis durch einen Vertrag Ferdinands vom 14. September 1682<br />

mit Dänemark und Kurbrandenburg, das den kaiserlichen Interessen nicht weniger<br />

zuwiderlief. Eine weitere Defensivallianz Ferdinands mit den Herzögen von<br />

Braunschweig-Lüneburg (23. August 1679) blieb wegen Nichtratifizierung unwirksam.<br />

Stärkere außenpolitische Akzente fehlten, wenn man die Sprengung der Landesburg<br />

Bevergern nicht als Signal der Friedfertigkeit an die Adresse der Generalstaaten<br />

deuten will. <strong>Die</strong> Zerstörung dieses schönen Schloßbaus stieß im Lande<br />

auf großes Bedauern.<br />

Auch innenpolitisch kommt seiner kurzen Regierungszeit in <strong>Münster</strong> wenig<br />

Bedeutung zu. Der Fürstbischof hielt sich fast ausschließlich in seiner Paderborner<br />

Residenz Neuhaus auf. <strong>Die</strong> Geschicke in <strong>Münster</strong> überließ er weitgehend<br />

den schon unter seinem Vorgänger tätigen Beamten, hauptsächlich dem Vizekanzler<br />

Dr. Werner Zur mühlen und dem Geheimen Sekretär Heinrich Bruchhausen.<br />

Befremden erregte im Stift die 1679 ohn ursach und offentlich antringende noth<br />

ausgeschriebene Personenschatzung und die allen zivilen Amtsträgern auferlegte<br />

Pflicht, ihre Ämter mit Geld zu redimieren (MGQ 3 S. 268 f.).<br />

<strong>Die</strong> kirchliche Entwicklung prägte in dieser Zeit der zu Anfang des Jahres<br />

1680 nach <strong>Münster</strong> berufene Weihbischof Niels Stensen (1638 -1686). Er richtete<br />

sein Wirken auf Vertiefung des religiösen Lebens. Persönlich selbstlos galt<br />

seine ganze Kraft der Predigt und Lehre. Auf ständigen Firmungsreisen innerhalb<br />

der <strong>Diözese</strong> hinterließ er durch sein asketisches Auftreten und aufrichtige,<br />

religiöse Gesinnung großen Eindruck. Allerdings erblickte das mehr den politisch-weltlichen<br />

Geschäften zugewandte Domkapitel im Wirken des frommen<br />

Mannes einen ständigen Vorwurf. <strong>Die</strong> Intrigen anläßlich der Postulation von<br />

Ferdinands Nachfolger brachten das Faß zum Überlaufen. Stensen verurteilte<br />

die finanziellen Machenschaften scharf und geriet darüber mit dem Domdechanten<br />

Johann Rotger Torck in Streit, dem das Domkapitel nach dem Tode Ferdinands<br />

(26. Juni 1683) das Amt des Kapitularvikars übertragen hatte. Torck befahl<br />

dem Weihbischof, alle Visitationen von nun an zu unterlassen und sich<br />

ausschließlich auf die Weihetätigkeit zu beschränken. Stensen protestierte und<br />

verwies auf sein Gewissen als Richtschnur seines Handelns. Er erkannte, daß<br />

Torck mit einigen anderen Domherren die Postulation des bereits zweiundsechzigjährigen<br />

Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich von Bayern, der auch die<br />

Bistümer Lüttich und Hildesheim besaß, nur aus dem selbstsüchtigen Grunde<br />

betrieb, weiterhin die Regierung in <strong>Münster</strong> ungestört beizubehalten. Tatsächlich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!