06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

§ 9. Von der <strong>Diözese</strong> zum Fürstbistum 113<br />

schende Personalverband trat merklich hinter dem Territorium mit dem Landesherrn<br />

an der Spitze zurück, dem später "landständische" Organisationen gegenüberstanden.<br />

1 )<br />

<strong>Die</strong>se Veränderungen im Herrschaftsgefüge blieben den kleineren weltlichen<br />

Machthabern nicht verborgen. Sie erkannten die vom Bischof nach seinem Aufstieg<br />

zum Territorialherrn drohenden Gefahren. Als Erster suchte der Edelherr<br />

Johann von Ahaus 1176, seine Unabhängigkeit durch Lehnsauftrag der Burg<br />

Ahaus an den räumlich entfernter sitzenden Erzbischof von Köln zu retten<br />

(prinz, <strong>Das</strong> hohe Mittelalter S. 313). Obgleich dieser schon über eine beachtliche<br />

Position in Vreden verfügte und deshalb an einer Stärkung seiner Stellung im<br />

westlichen <strong>Münster</strong>land interessiert war, erwies sich der Schachzug Johanns als<br />

Fehlschlag. Nach Hermanns II. Rückkehr aus Italien zerstörte er mit Hilfe Graf<br />

Simons von Tecklenburg und des Edelherrn Bernhard zur Lippe die Burgen<br />

Ahaus und <strong>Die</strong>penheim (Erhard, Reg. 2 S. 56 Nr. 2028; Handbuch S. 90). Johann<br />

von Ahaus fügte sich in seine Niederlage. Schon kurz darauf fand er sich wieder<br />

am bischöflichen Hofe ein (Erhard, Cod. 2 S. 144 Nr. 347).<br />

<strong>Die</strong> für die münsterische Territorialgeschichte nicht unbedeutende Ahauser<br />

Fehde steht im Zusammenhang mit einer größeren Auseinandersetzung Heinrichs<br />

des Löwen mit Erzbischof Philipp von Köln. <strong>Die</strong> beunruhigende Machtzunahme<br />

des Kölners im westlichen <strong>Münster</strong>land drängte den Bischof von <strong>Münster</strong><br />

auf die Seite des Löwen, ebenso den Grafen von Tecklenburg und den<br />

Lipper. Ihnen konnte der Erzbischof zum gefährlichen Rivalen werden, nicht<br />

aber der westlich der Weser verhältnismäßig schwache Herzog von Sachsen. Auf<br />

die Kölner Seite schlug sich der Graf von Altena mit dem Edelherrn von Ahaus,<br />

der sich von <strong>Münster</strong> bedroht fühlte, aber auch der alte Rivale der Tecklenburger,<br />

der Graf von Ravensberg. Möglicherweise geht auf diese Konstellation die<br />

legendäre Erzählung zurück, Bischof Hermann II. habe die Stadt Bielefeld angegriffen.<br />

Nachweisen läßt sich nur, daß dieser im Jahre 1178 auf seiten der<br />

Tecklenburger und Lipper gegen Kölner Ministeriale eingriff, denen wiederum<br />

der Graf von Ravensberg beisprang (Engel, Stadtgründung S. 60 f.). 2)<br />

1) Zur Entwicklung unter Hermann 1<strong>1.</strong> vgl. HECHELMANN und SCHMITZ-KALLEN­<br />

BERG, Landstände S. 4. - <strong>Die</strong> allgemeine Literatur zum Thema ist umfangreich. Für die<br />

niederrheinischen Verhältnisse sind die Beiträge von Wilhelm JANSSEN, Neue Wege und<br />

Formen territorialer Verwaltung am Niederrhein im Übergang zur frühen Neuzeit<br />

(Rhein VjBlI 58. 1994 S. 133 -148) und Formazione e organizzazione del territorio nelle<br />

contee del Basso Reno e del1a Vestfalia fino al1a meta del XIV secolo (AnnlstStoricoIt­<br />

Germ quaderno 37. Bologna 1994 S. 93- 133) grundlegend.<br />

2) ENGEL, Ravensberger Regesten Nr. 248 bezeichnet die Erzählung als reine Erfindung,<br />

während HECHELMANN S. 23 f. in ihr einen historischen Kern für gegeben erachtet.<br />

Auffällig ist, wie intensiv sich die Epigramme auf Hermann 1<strong>1.</strong> gerade mit dieser Angelegenheit<br />

beschäftigen (MGQ 3 S. 203 f.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!