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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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234 3. Historische Übersicht<br />

Der Streit um die Neubesetzung des bischöflichen Stuhles schob ohnehin alle<br />

Gedanken an Reformen beiseite.<br />

<strong>Die</strong> Ratlosigkeit der Domkapitulare lag offen vor Augen, als sie trotz militärischer<br />

Gefahren an der Westgrenze des Stiftes und ohne Rücksicht auf die ungelösten<br />

inneren Probleme am 28. April d. J. den erst zwölfjährigen Prinzen J 0hann<br />

Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg (1574-1585) postulierten, eben<br />

den Jüngling, den Johann von Hoya als Koadjutor ausersehen hatte, ohne Weihen<br />

und ohne jede Befähigung zur Regierung. Bis zum Erreichen der Volljährigkeit<br />

sollte ihn ein Statthalter vertreten. Nach dem Willen des Kapitels übernahm<br />

diese Aufgabe der Domscholaster Konrad von Westerholt, eine starke und welterfahrene<br />

Persönlichkeit, die sich durch längere Aufenthalte in Madrid und Rom<br />

als zuverlässig katholisch erwiesen hatte. Von Johann von Hoya war Westerholt<br />

schon als Offizial und zugleich Vorsitzer des Weltlichen Hofgerichts bestallt<br />

worden. Allerdings ließ sich voraussehen, daß das Nebeneinander zweier ausgeprägter<br />

Persönlichkeiten wie des Statthalters und des Domdechanten Gottfried<br />

von Raesfeld zu Konflikten führen mußte. Beide standen sich an Tatkraft in<br />

nichts nach.<br />

In Rom nahm man die Lösung mit Verwundern und Mißtrauen zur Kenntnis.<br />

War nicht eine Schwester Johann Wilhelms, Anna, soeben mit dem protestantischen<br />

Pfalzgrafen Philipp Ludwig zu Neuburg verlobt worden? Besondere Garantien<br />

für den Weiterbestand des katholischen Stifts <strong>Münster</strong>, wie sie der Papst<br />

verlangte, wies aber Herzog Wilhelm der Reiche unter Verweis auf die in der<br />

Wahlkapitulation seines Sohnes übernommenen Verpflichtungen beleidigt zurück.<br />

Nicht zufällig hielt sich der ältere Bruder Johann Wilhelms, Karl Friedrich,<br />

gerade zu dieser Zeit als Gast des Papstes in Rom auf und empfing Weihnachten<br />

1574 die Kommunion aus Gregors XIII. Hand. Doch wollte es das Schicksal,<br />

daß der jülich-klevisch-bergische Thronfolger kurz darauf, nach einer Neapelreise,<br />

erkrankte und am 9. Februar 1575 starb.<br />

Damit rückte Johann Wilhelm in die Rolle des Erbprinzen nach und mußte<br />

einen Verzicht auf die münsterische Postulation ins Auge fassen. Bayern und<br />

Spanien dachten an einen Wittelsbacher als Nachfolger, der Kaiser an einen<br />

Habsburger und die Protestanten unter Führung Prinz Wilhelms von Oranien,<br />

unterstützt von Erzbischof Salentin von Isenburg, an den Administrator des<br />

Erzstifts Bremen, Herzog Heinrich von Sachsen-Lauenburg. Absichten auf den<br />

münsterischen Stuhl sagte man auch dem Bischof von Minden, Hermann von<br />

Schaumburg, nach. Jede Partei war sich der Bedeutung des Wahlausgangs für<br />

die konfessionelle Zukunft Nordwestdeutschlands bewußt. Entsprechend hart<br />

gestaltete sich der Wahlkampf.<br />

Merkwürdigerweise trat von Anfang an auf katholischer Seite der zwanzigjährige<br />

Bayernprinz Ernst in den Vordergrund, obgleich dieser seine Abneigung<br />

gegen den geistlichen Stand durch Proteste und Lebensführung unverhohlen

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