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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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666 4. Verfassung<br />

Damit übernahm der Staat die im wesentlichen bisher von den Regimentern<br />

eigenständig besorgte Heeresergänzung. Fürstenberg war stolz auf seine gerechte<br />

Lösung, die freilich eine gewisse Einschränkung der persönlichen Freiheit<br />

der Untertanen einschloß. Er war sich dessen bewußt und vermied bei möglichst<br />

gering gehaltenen Losungen jedes Aufsehen im Lande. Trotzdem flohen viele<br />

<strong>Die</strong>nstpflichtige über die Grenzen. Eine andere Möglichkeit als die Losungen<br />

sah der Minister aber nicht, wenn er sein Ziel erreichen wollte, das Stift <strong>Münster</strong><br />

nach außen respektabel zu machen und die Stärke des Heeres auf 6000 Mann zu<br />

heben (Hanschmidt S. 158 - 167). Er scheiterte an dieser Aufgabe, nachdem ihm<br />

der Landtag von 1769 aus ftnanziellen Gründen in Fragen der Militärreform<br />

scharf entgegengetreten war. Fürstenberg zog sich enttäuscht zurück. Der Zustand<br />

des münsterischen Heeres blieb unbefriedigend. Einem Soll von vier Infanterieregimentern<br />

mit 1 450 Mann stand ein Ist von 939 im Jahre 1771 gegenüber,<br />

von denen die meisten Soldaten überaltert oder invalide waren (ebd.<br />

S.174f.).<br />

Wie schon oft in solcher Lage sollte die Landwehr als billigeres Instrument<br />

neu belebt werden. Doch blieb das Vorhaben in der Aufstellung neuer Musterungslisten<br />

stecken. <strong>Das</strong> Ziel, die Landwehr durch Eingliederung gedienter Soldaten<br />

zu einem Reservoir für das Heer zu machen, scheiterte endgültig auf dem<br />

Landtag des Jahres 1781 (ebd. S. 184 f.).l)<br />

<strong>Die</strong> seit 1766 bestehende Leibgardekompanie bestand zur Hälfte aus Adeligen,<br />

die als Kadetten eintraten, zur anderen Hälfte aus Bürgerlichen, die in<br />

anderen Regimentern erfolgreich dienten. <strong>Die</strong> Garde war beritten und in vier<br />

Brigaden unterteilt. Kommandeur war der Oberbefehlshaber des Heeres. <strong>Die</strong><br />

Gardekompanie diente ausschließlich dem Fürsten vor dem Antichambre oder<br />

bei Tafel. Sie war im 1765 errichteten Gardehotel auf dem Krummen Timpen<br />

untergebracht (Hellinghaus), wurde in der Militärakademie unterrichtet und zu<br />

tüchtigen Offtzieren erzogen.<br />

Letztmalig trat das münsterische Heer als Teil der Reichsexekutionsarmee<br />

1789 im Fürstbistum Lüttich in Erscheinung. <strong>Die</strong> Truppen kehrten erst im Februar<br />

1792 von dort zurück (Haas-Tenckhoff S. 142). Nach der preußischen<br />

Besitzergreifung des Oberstifts zählte die Armee 1802 noch 107 Offtziere, 192<br />

Unterofftziere, 67 Spielleute und 1472 Gemeine. Da die Invalidenkasse nur über<br />

geringe Mittel verfügte, gerieten viele der abgedankten Soldaten in große Not,<br />

besonders unter französischer Herrschaft (ebd. S. 154 Anm. 94).<br />

1) <strong>Die</strong> vielgelesenen Schlözer'schen Staatsanzeigen veröffentlichten daraufhin einen<br />

anonymen Artikel mit Beleidigungen des münsterischen Militärs. Sein Oberbefehlshaber,<br />

Generalleutnant Philipp Ernst Graf von Schaumburg-Lippe, forderte vom vermudichen<br />

Autor, Georg Freiherr von <strong>Münster</strong>, eine Entschuldigung und ließ diesen, als er nach<br />

Bonn flüchtete, unterwegs ergreifen und verprügeln (HAAS-TENCKHOFF S. 142 f.).

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