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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 54. Abgaben- und Steuerwesen 683<br />

Cod. 1 S. 17 Nr.21 zu 853). Schenkungen von Zehnten aus dem Bischofsgut<br />

(ex episcopatu: ebd. S. 21 Nr. 27) sind auch sonst mehrfach belegt.<br />

<strong>Die</strong> Exemtionen der Klöster durchlöcherten demnach von Anfang an das<br />

alleinige Recht des Bischofs auf den Zehnt. <strong>Die</strong> erste Nachricht für die <strong>Diözese</strong><br />

<strong>Münster</strong>, in der der Bischof selbst eine solche Exemtion aussprach, stammte aus<br />

dem Jahre 1037. Anläßlich der Weihe der Kirche in Lüdinghausen befreite Bischof<br />

Hermann <strong>1.</strong> auf Bitten Abt Gerolds von Werden, dem die Kirche gehörte,<br />

diese von allen decimis, sicut dimissa fuit ab omnibus antecessoribus meis, ita videlicet, ut<br />

quoscunque mansos vel agros in hoc episcopatu haberet vel post habitura esset, libere et<br />

sine omnibus decimis possideret (Erhard, Cod. 1 S. 100 Nr. 128). Derselbe Bischof<br />

bekundete 1041, daß König Heinrich IH. dem Kloster Überwasser anläßlich der<br />

Kirchweihe decima que in Frisia dare debet ex debito, quod regium dicitur, zu seiner<br />

Memorie geschenkt habe (ebd. S. 108 Nr. 136), ein Hinweis darauf, daß der<br />

Zehnt in Friesland nicht dem Bischof, sondern dem König zustand.<br />

<strong>Die</strong> Masse der bischöflichen Lehen im Stift <strong>Münster</strong> gelangte bei der Ausbildung<br />

des Lehnswesens in weltliche Hände. <strong>Die</strong> Bischöfe nutzten die Zehnten<br />

zur Belehnung ihrer Vasallen und Ministerialen. Nur ein kleinerer Teil wurde<br />

von den bischöflichen exactores episcopalis debiti oder decimatores unmittelbar eingezogen.<br />

Klagen der Zehntpflichtigen über unbarmherzige Bedrückung durch zu<br />

hohe Forderungen führten bald dazu, die Zehntleistung in natura durch die lose<br />

zu ersetzen. Anstelle der wirklichen Einsammlung der zehnten Garbe auf dem<br />

Felde wurde nun ein Sack- oder Scheffelzehnt mit festgesetztem Scheffelmaß<br />

gefordert, im nächsten Schritte eine Geldabgabe, so z. B. Gerhard von Graes<br />

1097/ 1100 de domo et agricultura suis annuatim tres solidi et sedecim modii siliginis und<br />

nicht mehr (Erhard, Cod. 1 S. 133 Nr. 169). Mit der erwähnten Löse wurde ein<br />

Weg beschritten, den bereits Ludwig der Fromme erlaubt hatte: Si quis tamen<br />

episcoporum fuerit, qui argentum pro hoc accipere velit, in sua potestate maneat, iuxta quod<br />

ei et illi, qui hoc persolvere debet, convenerit (Stephanus Baluzius, Capitularia regum<br />

Francorum <strong>1.</strong> Parisiis 1677 Sp. 742 c. 21). Schon früh fand diese redemptio decimae<br />

in Sachsen Eingang. Auch die decima minor oder decima minuta von Gartenfrüchten<br />

(de nutrimento animalium) und von Tieren, dem sogenannten 4Jhorst, qfhost, ließ<br />

sich mit einer Geldrente ablösen (Tophoff S. 81). Meist betrug die redemptio von<br />

einer Hufe zwei solidi, manchmal auch nur einen sol idus, von einem domus sechs<br />

solidi, von Ackerland je nach Größe zwischen 18 und wenigen nummi (Erhard,<br />

Cod.l S. 139 Nr. 180).<br />

Unter Bischof Werner (1132 -1151) zeichnete sich eine deutliche Wende in<br />

der bischöflichen Zehntpolitik ab. In auffälliger Weise mehren sich seit 1137<br />

Zehntschenkungen an Klöster. Besonders begünstigt waren Liesborn, Asbeck,<br />

Überwasser, Cappenberg und Hohenholte. Etwa gleichbleibend stark setzten<br />

sich solche Schenkungen unter den Nachfolgern Werners fort. Häufiger als bisher<br />

wird nun auch der bisherige weltliche Lehnträger genannt. Ausnahmslos

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