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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 2<strong>1.</strong> Ständische und regionale Herkunft der Bischö fe 339<br />

15. Jahrhunderts die Vorherrschaft in den Stiften <strong>Münster</strong> und Osnabrück angestrebt<br />

hatte, sich damals aber nicht durchsetzen konnte. Johann von Hoya war<br />

der einzige münsterische Fürstbischof, dessen adelige Herkunft Zweifeln unterlag.<br />

Seine Mutter entstammte dem schwedischen Königshaus der Wasa und erfüllte<br />

damit nicht die strengen Anforderungen der meisten deutschen Domstifte<br />

über den Nachweis adeligen Herkommens. Johann hätte deswegen kein Mitglied<br />

des münsterischen D omkapitels werden können. Er stand mit dem Herzog von<br />

Jülich-Kleve-Berg, Wilhelm dem Reichen, in gutem Einverständnis und berief<br />

einen Koadjutor aus dessen Hause, Johann Wilhelm (1574-1585).<br />

Vor dem Hintergrund der Niederlage des zum reformatorischen Bekenntnis<br />

übergetretenen Kölner E rzbischofs Gebhard Truchseß von Waldburg konnte<br />

dessen Nachfolger, Herzog Ernst von Bayern, auch in <strong>Münster</strong> den Sieg erringen.<br />

E rnst (1585 -1612) und sein Neffe Ferdinand von Bayern (1612 -1650)<br />

legten den Grundstein für eine solide Basis des Hauses Wittelsbach in den<br />

geistlichen Fürstentümern des Nordwestens, die fast das Bild einer Sekundogenitur<br />

der Bayern annahm.<br />

<strong>Das</strong> Domkapitel erkannte die Gefahr einer allzu großen Verquickung des<br />

Hochstiftes mit wittelsbachischen Interessen. <strong>Die</strong> Nachteile einer zu engen Verbindung<br />

mit einer katholischen Großmacht hatten sich im Dreißigjährigen<br />

Kriege deutlich gezeigt. So fiel die Wahl von 1650 ungeachtet mehrerer einflußreicher<br />

fürstlicher Persönlichkeiten, die sich um die Nachfolge Ferdinands bewarben,<br />

darunter der Wittelsbacher Maxirnilian Heinrich, auf einen münsterländischen<br />

Ritterbürtigen, Christoph Bernhard von Galen (1650 -1678). Er bereitete<br />

seinem Nachfolger, dem 1667 zum Koadjutor gewählten Ferdinand von<br />

Fürstenberg, den Weg zur Nachfolge (1678-1683). Ferdinand war ebenfalls<br />

ritterbürtig und stammte aus dem Sauerland. Ihm folgte der schon 1650 und<br />

abermals durch die Koadjutorwahl von 1667 schwer enttäuschte nunmehrige<br />

Erzbischof von Köln, Maximilian Heinrich von Bayern (1683-1688), der freilich<br />

keine päpstliche Anerkennung erlangte und das Stift <strong>Münster</strong> auch nicht<br />

betrat. In der Hoffnung, mit gebürtigen Westfalen besser bedient zu sein,<br />

wandte man sich wieder Söhnen ritterbürtiger Familien zu: Friedrich Christian<br />

von Plettenberg-Lenhausen (1688-1706), mit den Fürstenbergs verwandt, und<br />

Franz Arnold von Wolff-Metternich (1707 -1718).<br />

Mit Clemens August von Bayern (1719 -1761) errang das Haus Wittelsbach<br />

abermals den münsterischen Stuhl. Ihm folgten der schwäbische Grafensohn<br />

Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1762 -1784) und ein Sohn der<br />

Kaiserin Maria Theresia, Maximilian Franz (1784 -1801). Der 1801 gewählte<br />

Erzherzog Anton Victor gelangte nicht mehr zur Regierung.<br />

<strong>Die</strong> Antwort auf die ständische Herkunft der münsterischen Bischöfe fällt<br />

demnach ziemlich eindeutig aus: Von 63 eingesetzten oder gewählten Bischöfen<br />

gehörten 57 den alten ede1freien, später gräflichen bzw. fürstlichen Familien an,<br />

das sind mehr als 91 %. Nur sechs entsprangen ritterbürtigen Geschlechtern.

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