06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

700 4. Verfassung<br />

ten für Handel und Gewerbe und die einengenden Statuten der "Ämter" schnürten<br />

der Wirtschaft den Atem ab (Facius S. 16 f.). Auch im Zeitalter des Merkantilismus<br />

blieb im Stift <strong>Münster</strong> der patriarchalische Grundzug der Landesverwaltung<br />

mit ihrer fiskalischen Ausrichtung ungestört erhalten. Von der obersten<br />

Finanzbehörde ging hier wie in anderen Territorien kein wirtschaftspolitischer<br />

Anstoß aus. Sie beschränkte sich allein auf das Erfinden gebührenpflichtiger<br />

Konzessionen für alle möglichen Gewerbezweige, die Verpachtung landesherrlicher<br />

Ziegeleien, Überwachung der Lotterie und dergleichen Maßnahmen. <strong>Die</strong><br />

Unterstützung einer neugegründeten Seifensiederei in <strong>Münster</strong> blieb die einzige,<br />

auf Gewerbeentwicklung gerichtete Initiative Oacob S. 72-78). Im Vordergrund<br />

des Handelns stand nicht das bonum publicum, sondern das bloße Kameralinteresse.<br />

Erst unter Leitung des Ministers Franz von Fürstenberg schien ein frischer<br />

Wind in die münsterische Wirtschaftspolitik zu blasen. In seinem Memoire sur<br />

I'Etat (vom April 1763?) empfahl dieser die Förderung von Handel und Gewerbe<br />

nach englischem Vorbild. Keineswegs beabsichtigte er aber, alle Handelshindernisse<br />

zu beseitigen. Den Handel mit Frankreich und Italien hielt der Minister<br />

sogar für schädlich, da er nur unnütze Luxusgüter ins Land brachte. Auf<br />

Fürstenbergs Antrieb wurde am 9. November 1764 schließlich eine Commercien­<br />

Commission zum besseren Flor und Aufnahme derer Commercien, Manufacturen und des<br />

Ackerbaus in diesem Hochstift begründet (Reekers S. 118). <strong>Die</strong> Protokolle der Kommission<br />

sind für die Jahre 1764-1767 erhalten geblieben (Ms.7 Nr. 1914).<br />

Demnach beschäftigte sie sich mit folgenden Themen: Lohgerberei, Leinwandfabriken,<br />

Tuchmanufakturen, Krämerei auf dem Lande, Niederlassung und Handel<br />

auswärtiger Kaufleute, Packenträgerei, Obstbäume, Eichen und landwirtschaftliche<br />

Produkte, Papiermühlen, Max-Clemens-Kanal, Ziegelpfannen, Kalköfen,<br />

Holzkohlenbrennen, Baumseidenfabrikation, Strumpffärbereien und Strikkereien,<br />

Krapp- und Tabakplantagen, Mineralien, Maße und Gewichte, Anweisung<br />

der Bettler zu Manufakturen (Reekers S. 119).<br />

Fürstenberg setzte seine Hoffnungen auf eine Belebung des Handels in<br />

altertümlicher Weise auf das Prinzip des Stapelrechts, damit die Waren oder der<br />

Handel mit den Waren nicht an der betriffenden Stadt vorbeigehen (Hanschmidt S. 97).<br />

Vor allem sollte die Stadt <strong>Münster</strong> zum Stapelplatz und Handelszentrum für das<br />

ganze Stift erhoben werden, ein englisches Handelskontor den gewinnbringenden<br />

Stapelhandel gewährleisten. Doch zeigten die Engländer wenig Interesse an<br />

dem Plan.<br />

Außer auf diesen Passivhandel richtete Fürstenberg sein Auge auf die Hebung<br />

des Leinwandhandels durch bessere Qualitätskontrollen. Neue Leggen<br />

sollten eingerichtet und auswärtige Leinweber in das Stiftsgebiet geholt werden.<br />

<strong>Das</strong>selbe Prinzip wollte der Minister auf die Tuchindustrie anwenden (ebd.<br />

S. 110 f.). <strong>Die</strong> beabsichtigte Umstellung des Hausgewerbes auf fabrikmäßige

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!