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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 6. Vorgeschichte, Gründung, Grenzen und Patronat der <strong>Diözese</strong> 69<br />

eines Vredener Kanonikers aus dem Jahre 1485, den der Vredener Scholaster<br />

und Historiograph Jodocus Nünning 1717 veröffentlichte (ZVaterländG 49.<br />

1891 T. 1 S. 122; ebd. 48. 1890 T. 1 S. 139; Handbuch S. 15 u. 266). Einer Prüfung<br />

halten die dafür gesammelten Argumente nicht stand (Hömberg S. 87 f.).<br />

Vreden war wohl widukindische Eigenkirche, aber kaum Mutterkirche des umliegenden<br />

Gebietes, das ungeachtet seiner westlich exponierten Lage nicht früher,<br />

sondern später als das Zentralmünsterland missioniert wurde. Den westlichsten<br />

Zipfel dieses Bezirks bildete das Land van der Gooi mit der Werden er Eigenkirche<br />

Zelhem, deren Gründung in den Anfang des 9. Jahrhunderts fällt.<br />

Ein ähnliches Bild bietet das Berkeltal um Eibergen und Borculo. <strong>Die</strong> wahrscheinlich<br />

älteste Kirche dieser Gegend in Groenlo trägt das Patrozinium des<br />

Hl. Calixtus, dürfte also kaum vor der Translation von Reliquien dieses Heiligen<br />

nach Cisoeng in Flandern (830) gestiftet worden sein. Auch die anderen, hier<br />

befindlichen Kirchen können keinesfalls in vorliudgerische Zeit zurückgeführt<br />

werden. Der Bezirk war damals noch nicht von der Utrechter Mission erfaßt,<br />

aber auch von Sachsen her kam noch kein Missionar in dieses spätere Grenzgebiet<br />

der <strong>Diözese</strong>n <strong>Münster</strong> und Utrecht. Liudger wirkte zwar nachweislich schon<br />

776 in Deventer und erwarb, wie erwähnt, 794 Wichmond, doch gehörte diese<br />

Kirche später nicht zum <strong>Bistum</strong> <strong>Münster</strong>, obgleich sie nur wenige Kilometer<br />

von Zelhem entfernt lag. In Zelhem gründete Liudger 801 auf einem Werdener<br />

Haupthof eine Kirche. Ihm ist es also zuzuschreiben, daß die <strong>Diözese</strong> <strong>Münster</strong><br />

sich an dieser Stelle weit nach Westen vorschob. D er D iözesangrenze lag demnach<br />

keine fränkisch-sächsische Stammesgrenze zugrunde, wie manchmal angenommen<br />

wird. Sie stellt eine ausgesprochene Ausgleichsgrenze dar. D er im östlichen<br />

Teil des sogenannten Hamalandes später vorherrschende sächsische Einfluß<br />

setzte sich dort wahrscheinlich erst allmählich durch.<br />

Der Überblick über die Zusammensetzung der <strong>Diözese</strong> <strong>Münster</strong> zeigt, daß<br />

an keiner Stelle von einer Übereinstimmung der vermutlich älteren Gauorganisation<br />

auf der einen Seite und der späteren kirchlichen Organisation auf der anderen<br />

Seite gesprochen werden kann (anders Prinz, Parochia S. 14 ff). Letztere<br />

nahm vielmehr nur in solchen Fällen Rücksicht auf geographische Verhältnisse,<br />

in denen es sich um ernste Hindernisse, wie Berge, Moore und ausgedehnte<br />

Heiden handelte, aber selbst dann nicht notwendigerweise, wie einzelne Beispiele<br />

gezeigt haben. <strong>Die</strong> kirchliche Einteilung des Sachsenlandes beruhte auf<br />

sehr unterschiedlichen Momenten, die ihrem Charakter nach durchaus gegensätzlich<br />

sein konnten (Hömberg S. 64 f).<br />

Angesichts dieser Tatsachen erscheint es verwunderlich, daß die Diözesangrenzen<br />

durch viele Jahrhunderte hindurch fast unverändert erhalten blieben.<br />

Außer der Rückgabe von Emsbüren im Jahre 819 sind aus der frühen Zeit keine<br />

Grenzänderungen bekannt (prinz, Parochia S. 72 f im einzelnen dazu). Später<br />

fiel das Gebiet um Bevergern, bedingt durch die Errichtung einer Landesburg

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