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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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298 3. Historische Übersicht<br />

Neben dem zum Obristhofmeister beförderten Grafen Anton von Hohenzollern,<br />

dem neuen Obristkämmerer von Breidbach und dem zum Hofkammerpräsidenten<br />

ernannten Baron von Belderbusch trugen nun die bei den einflußreichsten<br />

Männer bei Hofe, der zum Staats- und Konferenzminister erhobene Sekretär<br />

Gottfried Joseph Raesfeld und der Favorit Scampar, die kurkölnische Politik<br />

der nächsten Jahre. Sie fügten Kurköln und die personell mit dem Kurstaat<br />

verbundenen westfälisch-niedersächsischen Fürstbistümer in die antipreußische<br />

Front ein (Braubach, Österr. Diplomatie 4 S. 134 f.).<br />

Der Siebenjährige Krieg, der das Hochstift <strong>Münster</strong> folgerichtig mit voller<br />

Wucht traf, braucht in seinem wechselvollen Ablauf nicht im einzelnen geschildert<br />

zu werden. <strong>Die</strong> Hauptstadt <strong>Münster</strong> fiel mehrmals in feindliche Hände.<br />

Seit 1759 hielten hier die alliierten Hannoveraner und Preußen ihre Stellung. <strong>Das</strong><br />

Martiniviertel brannte nach einer Beschießung nieder (Huppertz). Auch das Land<br />

litt furchtbar unter ständigen Durchzügen und Einquartierungen fremder Truppen,<br />

fast mehr als im Dreißigjährigen Kriege. Ein riesiger Schuldenberg lastete<br />

gleichermaßen auf Land, Gemeinden, Stiften, Klöstern und Einzelpersonen.<br />

Gegenüber den modernen Heeren der weltlichen Mächte blieb die münsterische<br />

Armee hoffnungslos unterlegen. Mit sieben Infanterie- und zwei Kavallerieregimentern<br />

sowie beachtlicher Artillerie stand sie nicht schlecht da, doch<br />

band ihr die Ansicht der Landstände, das Stift <strong>Münster</strong> sei neutral und habe mit<br />

der privaten Parteinahme des Kurfürsten von Köln als Landesfürsten nichts zu<br />

schaffen, die Hände. <strong>Die</strong> Stände betonten unablässig, man verhalte sich korrekt<br />

gegenüber allen kriegführenden Mächten und beanspruche deshalb Lastenfreiheit.<br />

Keiner der alliierten oder französischen Heerführer kümmerte sich jedoch<br />

darum. Der preußische Resident von Ammon verwies auf die kostenlosen Lieferungen<br />

an französische Regimenter, wie man sie englischen Truppen verweigert<br />

habe (Stoecker S. 15 f.). Auch hätten die Kurfürsten von Köln und von der Pfalz<br />

am 3. Dezember 1757 einen Kreistag abgehalten, ohne Preußen dazuzubitten.<br />

Auf dem Kreistag seien Heereskontingente beschlossen worden, um gegen Preußen<br />

zu kämpfen. Als Bischof von <strong>Münster</strong> und Paderborn habe der Kurfürst<br />

von Köln drei Regimenter zu je zwei Bataillonen gestellt, mehr als das Doppelte<br />

seines Pflichtkontingents (ebd. S. 17). Von Neutralität könne daher keine Rede<br />

sein. Zudem litt die Versorgung des münsterischen Heeres unter dem darüber<br />

mit Hirschhaym Gundersheim und seinem Sohn Josef Hirsch am 27. Juli 1757<br />

geschlossenen Liefervertrag. Er sah viel zu hohe Preise für Verpflegung und<br />

Fourage vor (Becker S. 63 - 71) .<br />

Allein in den Jahren 1758 bis 1761 verschlangen die erzwungenen Lieferungen<br />

an die britisch-hannöverische Armee rund 4600000 Rtl., die angerichteten<br />

Schäden gar 12 000 000 Rtl. Für die Winterquartiere forderte die dafür eingesetzte<br />

Kommission weitere 4400000 Rtl. Zudem zog die Heeresverwaltung alle<br />

bischöflichen Domanialgefälle an sich.

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