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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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VIII Vorwort<br />

wahr, der ebenfalls weitgehend unter dem Einfluß der Landstände stand. Der<br />

Fürstbischof sank mehr oder weniger zu einer Repräsentationsgestalt hinab, hätten<br />

nicht einzelne starke Persönlichkeiten unter den Fürsten das Ruder gelegentlich<br />

herumgerissen. Der Endpunkt der Entwicklung tritt nirgends deutlicher<br />

zutage als im Eingeständnis des letzten amtierenden Fürstbischofs von <strong>Münster</strong>,<br />

Maximilian Franz' von Österreich, aus dem Jahre 1796, er vermöge nun einmal<br />

nicht, seine Privatmeinung ... gegen die allgemeine Opinion ... dem Volke auf(zu) drängen.<br />

Konsequenterweise hätte die Erkenntnis des. geschilderten Wesenswandels in<br />

der Verfassung des Fürstbistums dazu führen müssen, bis zum 13. Jahrhundert<br />

anstelle der durchlaufenden <strong>Bistum</strong>sgeschichte im Überblick lediglich die Lebensläufe<br />

der Bischöfe darzustellen. Jedoch verbot sich eine derartig radikale<br />

Lösung schon aus dem Grunde, daß auch hinter dem Handeln des eigenwilligsten<br />

Bischofs der frühen Zeit unausgesprochen immer dessen Beziehung zu<br />

seiner <strong>Diözese</strong> stand, sei es auch manchmal in kaum mehr feststellbarem Ausmaß.<br />

Der Bearbeiter hofft, mit dem eingeschlagenen Mittelweg einer von Anfang<br />

an fortgeführten historischen Übersicht eine Lösung gefunden zu haben,<br />

die der erwünschten Übersichtlichkeit dient und eine Aufsplitterung in einzelne<br />

Lebensläufe vermeidet, die letzten Endes der geschichtlichen Wirklichkeit nicht<br />

gerecht geworden wäre. Den für den zweiten Band vorgesehenen Viten der<br />

Bischöfe verbleibt auch angesichts dieses Verfahrens noch genügend und belangreiches<br />

Material.<br />

Den Benutzer des hiermit vorgelegten Bandes wird vielleicht das Übergewicht<br />

des Weltlichen vor dem Geistlichen befremden. Was hat das Alles mit den<br />

<strong>Sacra</strong> zu tun, denen die Reihe gewidmet ist? <strong>Die</strong> Frage ist berechtigt und hat<br />

manches Nachdenken gekostet, doch läßt sich nun einmal die Tatsache nicht<br />

aus der Welt schaffen, daß die Übernahme weltlicher Pflichten durch den Bischof<br />

eines Reichsbistums zu einer nachträglich nicht mehr trennbaren Verquikkung<br />

beider Sphären geführt hat. Man würde der historischen Wahrheit zuwiderhandeln,<br />

wollte man beide Seiten auf dem Papier auseinanderdividieren. Der<br />

vorliegende erste Band der Darstellung leistet dem Eindruck einer zu geringen<br />

Berücksichtigung der geistlichen Seite allerdings insofern Vorschub, als die Abschnitte<br />

1 bis 4 gerade die weltlichen Gesichtspunkte behandeln, während die<br />

Hinweise auf geistliches und geistiges Leben in Abschnitt 5 folgen, der erst im<br />

zweiten Band erscheinen wird. Bei Vorlage des zweiten Bandes wird sich das<br />

Mißverhältnis zwischen Welt und Geist hoffentlich stark verringern. Einschränkend<br />

muß aber schon jetzt angedeutet werden, daß <strong>Diözese</strong> und Hochstift neben<br />

ihrer großen kirchlich-organisatorischen Bedeutung bis zum E nde des Alten<br />

Reiches nur in Ausnahmefällen die innere Kraft ausstrahlten, Verfallserscheinungen<br />

in der Kirche zu begegnen oder gar von sich aus Reformen anzustoßen. In<br />

dieser Hinsicht erwies sich manches bescheidene Kloster der <strong>Diözese</strong> überlegen.

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