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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 8. <strong>Die</strong> D iözese unter den letzten Saliern bis zur Zeit K aiser Friedrichs I. 93<br />

Nach dem Eintreffen der Todesnachricht wählte man in <strong>Münster</strong> den Domdechanten<br />

<strong>Die</strong>trich (1118-1127) aus dem Geschlecht der Grafen von Formbach-Winzenburg<br />

zum Nachfolger, offensichtlich denselben, der schon einmal<br />

in Burchards Abwesenheit auf den Stuhl des Hl. Ludgerus erhoben worden war,<br />

einen nepos Herzog Lothars von Sachsen und päpstlichen Parteigänger (Meyer<br />

von Knonau 7 S. 86; Löffler S. 34; Pelster S. 68 f; Tenckhoff S. 59).<br />

<strong>Die</strong>trich ist der erste münsterische Bischof, dem die Bischofschronik eine<br />

kanonische Wahl durch das Domkapitel nachrühmt (MGH.SS.6 S. 756), doch<br />

dürfte seine Wahl unter dem Einfluß Herzog Lothars erfolgt sein (Goetz S. 312),<br />

dem <strong>Die</strong>trich schon ein Domkanonikat in Hildesheim verdankte. Auch in <strong>Münster</strong><br />

besaß er eine Dompfründe (GS NF 17,2 S. 82 f). <strong>Die</strong> kaiserliche Position<br />

im traditionell dem Kaiser gewogenen <strong>Münster</strong> war mit dem Amtsantritt <strong>Die</strong>trichs<br />

schwer angeschlagen. Der Bischof hielt mit seiner Einstellung auch nicht<br />

hinter dem Berg. Auf der Synode von Fritzlar (28. Juli 1118) wirkte er an der<br />

Exkommunikation Heinrichs V und seiner Anhänger mit (Meyer von Knonau<br />

7 S. 80 f.), was man ihm in <strong>Münster</strong> verübelte. <strong>Die</strong>trich sah sich, per fratres et cives<br />

depulsus, zur Flucht gezwungen (MGQ 1 S. 18). Triumphierend zog der Kaiser<br />

in die Stadt ein und feierte hier das Weihnachtsfest 1119 (Goetz S. 323). Zugegen<br />

war auch Graf Friedrich der Streitbare von Arnsberg, den der Kaiser zum<br />

Bannerträger des gegen Sachsen bestimmten Heeres ernannt hatte (Meyer von<br />

Knonau 7 S. 144 f). Es fehlten beim Fest die päpstlich orientierten Grafen von<br />

Ravensberg und wohl auch die Grafen von Cappenberg, obgleich letztere mit<br />

Friedrich von Arnsberg verschwägert waren.<br />

<strong>Die</strong> Rache Herzog Lothars folgte auf dem Fuße. Im Winter 1120/21 rückte<br />

der Sachse mit starken Kräften unter Führung Graf Hermanns von Winzenburg,<br />

des Bruders Bischof <strong>Die</strong>trichs, in Westfalen ein, um den vertriebenen Bischof<br />

von <strong>Münster</strong> wieder einzusetzen. Am 2. Februar 1121 fiel <strong>Münster</strong> in die Hände<br />

Lothars (ebd. S. 166). <strong>Die</strong> Siedlung geriet im Schlachtgetümmel in Brand, der<br />

den Dom in den Untergang riß. Alle Vasallen und Ministerialen wurden gefangen<br />

abgeführt (MGH.SS.3 S.56; ebd. 6 S.377; ebd. 26 S.2). Auch die Burg<br />

Dülmen und das Kloster Liesborn wurden vom sächsischen Heer zerstört (GS<br />

NF 23 S. 61, 72, 102, 126). Auf lange Zeit blieb das Damenstift wüst. Erst<br />

Bischof Egbert konnte in Liesborn neues geistliches Leben erwecken, indem er<br />

das Stift den Benediktinern übergab.<br />

Der Stadt <strong>Münster</strong> bescherte die Katastrophe von 1121 einen tiefen Einschnitt<br />

in ihrer Entwicklung. Bis zu diesem Jahre spielte sich das präurbane<br />

Leben überwiegend innerhalb der späteren Domimmunität ab. Nunmehr verlagerte<br />

sich die bürgerliche Siedlung vor die Immunitätsmauern, wo wahrscheinlich<br />

schon einzelne Kaufmannshäuser standen. <strong>Die</strong> Domimmunität blieb von<br />

nun an frei und beherbergte nur noch die Kurien der Domherren und einige<br />

mit der Domkirche zusammenhängende Bauten. <strong>Die</strong> Chronik betont, daß der

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