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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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214 3. Historische Übersicht<br />

am 26. Oktober d. J. die Einführung des Evangeliums nach der Lehre Luthers,<br />

während die Städte im Westen sich zurückhielten. Sie fürchteten Weiterungen<br />

aus der "unüberlegten" Haltung der Hauptstadt.<br />

Allerdings erwies sich bald, daß die Altkirchlichkeit des Bischofs auf schwachen<br />

Füßen stand. Franz von Waldeck schloß unter Vermittlung Landgraf Philipps<br />

am 14. Februar 1533 mit der Hauptstadt einen Vertrag, der alle sechs<br />

Pfarrkirchen den Prädikanten zuwies. Nur der Dom und die Klosterkirchen<br />

verblieben den Katholiken.<br />

In <strong>Münster</strong> hatte inzwischen der Kaplan von St. Mauritz, Bernhard Rothmann,<br />

die reformatorische Bewegung ganz zu seiner Sache gemacht. Geistig<br />

gewandt und rhetorisch begabt, zeigte sich kein Gegner auf altkirchlicher Seite<br />

seiner Redekunst gewachsen. Schon früh hatte Rothmann in Straßburg Verbindung<br />

zu Zwinglianern und Täufern aufgenommen, was seine spätere Abkehr<br />

von Luther vorbereitete, ohne daß der Kaplan vorerst seine Neigungen zum<br />

Spiritualismus zu erkennen gab. Seine heftige Polemik gegen bezahlte Seelenmessen<br />

und das Fegefeuer, schließlich überhaupt gegen Heiligen- und Bilderverehrung<br />

sowie Fastengebote, verschafften ihm eine ständig wachsende Hörerschaft.<br />

Predigtverbote verfehlten ihre Wirkung.<br />

Gegen Ende des Jahres 1531 siedelte Rothmann aus der zu kleinen Mauritzkirche<br />

in die Stadt über, wo er im Hause des mit dem Bischof verfeindeten<br />

reichen Tuchhändlers Bernd Knipperdolling Wohnung nahm. Der Stadtrat gestattete<br />

seine Anwesenheit unter der Voraussetzung baldiger Vorlage eines Glaubensbekenntnisses,<br />

an dessen Abfassung Rothmann sich sofort machte. In deren<br />

Mittelpunkt stellte er die Rechtfertigung allein aus dem Glauben. Guten Werken<br />

erkannte er nur als Früchten des Glaubens Bedeutung zu, sofern sie von der<br />

Bibel als gut bezeichnet wurden. Von den Sakramenten blieben nur zwei bestehen:<br />

Taufe und Abendmahl, letzteres nicht als Opfer, sondern als "Zeichen eines<br />

Opfers" und Erinnerung an den Tod Christi. Dabei hielt sich Rothmann von<br />

allen direkten Angriffen auf die alte Kirche und ihre Hierarchie fern. Von der<br />

geistlichen und weltlichen Obrigkeit forderte er nur die Befolgung der Gebote.<br />

Alle Abweichungen von Gottes Wort müsse die Gehorsamsverweigerung der<br />

Gläubigen nach sich ziehen.<br />

Ob der theologische Gehalt der Bekenntnisschrift vom Volk richtig verstanden<br />

wurde, erscheint zumindest zweifelhaft. Der Prädikant erkannte sehr wohl,<br />

daß der Jubel der Menge seinen drastischen Ausfällen gegen die Geistlichkeit<br />

galt, nicht seinem Glaubensbekenntnis. Er wußte, daß die ihm von Philipp Melanchthon<br />

empfohlene Vermeidung öffentlichen Ärgernisses und überstürzter<br />

Veränderungen nur wenig Gelegenheit zu wirkungsvollen Auftritten bot, umso<br />

mehr aber die radikalere Lehrmeinung Zwinglis. Es war ein höchst bedenkliches<br />

Ereignis, als der junge Gildemeister Johann Menneman, ein Lutheraner, am<br />

<strong>1.</strong> Juli 1532 mit seinen Mahnungen zu Frieden und Eintracht von der Menge

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