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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 6. Vorgeschichte, Gründung, Grenzen und Patronat der <strong>Diözese</strong> 57<br />

Übertragung Sachsens als Missionsgebiet und erlangte vom Papst ein Empfehlungsschreiben<br />

an sächsische Fürsten (Erhard, Reg. 1 S. 60 Nr. 114). Soweit bekannt<br />

ist, betrat Bonifatius freilich niemals unmittelbar sächsischer Herrschaft unterworfene<br />

Lande, oder doch nur auf der Durchreise. Alles, was über sein angebliches<br />

Wirken in Freckenhorst und Schapdetten erzählt wird (GS NF 10<br />

S. 49-52), gehört in das Reich der Legende (Handbuch S. 10) und knüpft höchstens<br />

an Beziehungen des Bonifatius-Klosters Fulda zu den genannten Stätten an.<br />

Auch von Westen her gelang der christlichen Mission kein wirklicher Einbruch<br />

nach Sachsen. Im Gegenteil stießen die Sachsen in bereits christianisierte<br />

Gebiete vor. In D eventer zerstörten sie die Kirche (Erhard, Reg. 1 S. 65<br />

Nr. 142). Ungeachtet dessen muß vermutet werden, daß es zu dieser Zeit bereits<br />

Christen unter den Sachsen,gab, hatten sie doch nach einer Niederlage 753 die<br />

christliche Predigt zulassen müssen (Handbuch S. 8). Liudger, der in den Jahren<br />

755 bis 767 die Schule in Utrecht besuchte, traf dort nach seinen Angaben<br />

sächsische Mitschüler an, was für eine gewisse Verbreitung christlichen Gedankenguts<br />

zumindest im westlichen Sachsen zeugt (Handbuch S. 8) .<br />

Als einziger Utrechter Missionar wird in dieser Epoche der Angelsachse Liafwin-Lebuin<br />

genannt, der von der wiedererrichteten Kirche in Deventer aus (Erhard,<br />

Reg. 1 S. 63 Nr. 135) 758-772 in Westsachsen wirkte. Trotz nachdrücklicher<br />

Warnungen aus dem Munde einiger ihm wohlgesonnener, wenn auch heidnischer<br />

Edelinge wagte er es, 772 auf der Stammesversammlung in Marklö bei<br />

Herford aufzutreten und zu den Abgesandten der sächsischen Gaue zu sprechen.<br />

Besonders der Edle Folcbert aus dem münsterländischen Sudergo malte<br />

die dem Missionar drohenden Gefahren aus und bat ihn gemeinsam mit seinem<br />

Sohne Helko, von dem waghalsigen Vorhaben abzustehen und zu einem Freund<br />

der Edelinge, Davo, zu gehen, jedoch vergeblich.<br />

Geschickt knüpfte Liafwin in seiner Rede an die sächsische Verfassungseigenheit<br />

an, keinen König über sich zu dulden. Sollten sie sich dem Christengott<br />

unterwerfen, so warb er, könnten sie ihre alte Verfassung erhalten. Im gegenteiligen<br />

Fall kündigte er ihnen die blutige Unterwerfung des Stammes durch einen<br />

fremden König und den Verlust der hergebrachten Freiheiten an. Es kam zu<br />

einem Aufruhr unter den Versammelten. Sie drohten Liafwin mit dem Tode.<br />

Doch konnte sich dieser, wie die Legende berichtet, plötzlich den Blicken der<br />

erregten Menge entziehen, zweifellos durch das Dazwischentreten sächsischer<br />

Edelinge, die keinen Totschlag an dem Missionar wünschten. Besonnenere Männer,<br />

vor allem der Redner Buto, warnten vor dem Unheil, das eine Gewalttat<br />

nach sich ziehen könnte, und erreichten, daß Liafwin freies Geleit zugestanden<br />

wurde (Vita Lebuini, verfaßt 860/64 in Werden; Handbuch S. 11 f.; Hauck,<br />

Utrechter Missionar).

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