06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

226 3. Historische Übersicht<br />

sa/vis anzufügen (Schröer, Reformation 2 S. 182). Cassander verfaßte eine umfangreiche<br />

Denkschrift zu der Frage, aber Wilhelm Ketteler erkannte nun erst<br />

recht die mit der Eidesleistung verbundenen Gefahren einer päpstlichen ryrannis.<br />

Er verkannte nicht, daß der Eid auch Gutes bewirkte, argumentierte aber, daß<br />

niemand Böses tun dürfe, um Gutes zu erreichen.<br />

Besorgt teilten Domkapitel und Landstände am 20. Dezember 1556 Herzog<br />

Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg mit, es sei unabdingbar, daß der Papst mit einer<br />

längerfristigen Verschiebung der Bischofsweihe einverstanden sein müsse, wolle<br />

man nicht in diesen gefährlichen Zeiten den Fürstbischof verlieren. Dazu benötige<br />

man die kaiserliche Fürsprache in Rom. Doch kam es dort zu keinem entsprechenden<br />

Schritt. Vielmehr verlautete, der Papst wolle nicht noch einmal die<br />

Frist verlängern. Im März 1557 versuchte Herzog Wilhelm, die Bedenken des<br />

Bischofs gegen den Obödienzeid auszuräumen, aber dieser wies alle Argumente<br />

zurück. Sein höflicher, in festem Ton abgefaßter Brief vom 29. März d. J. ließ<br />

keinen Zweifel, daß er sich "in entscheidenden theologischen Fragen mit dem<br />

Luthertum" identifizierte (Schröer, Reformation 2 S. 191).<br />

Nun begab sich eine Delegation des Domkapitels 1) nach Rom und trug<br />

Papst Paul IV die durch einen Rücktritt Kettelers dem Stift <strong>Münster</strong> und dem<br />

Katholizismus Nordwestdeutschlands drohenden Gefahren vor Ouni 1557). <strong>Die</strong><br />

Herren baten um einen mehrjährigen Aufschub der Bischofsweihe. D er Papst<br />

wollte jedoch nicht mehr als drei Monate bewilligen. <strong>Die</strong>sen Bescheid händigten<br />

die Delegierten am 15. Oktober dem Bischof aus, der befreit aufatmete und<br />

seine baldige Resignation ankündigte (ebd. S. 195). Tatsächlich unterschrieb er<br />

am 2. Dezember d. J. seine Abdankungsurkunde und entließ alle Beamten,<br />

Lehnsleute und Städte aus ihren Eiden. Am Tage darauf resignierte er zu Händen<br />

des Domkapitels und zog sich nach Coesfeld zurück, wo er bis zu seinem<br />

Tode (18. Mai 1582) lebte. Seine aufrechte Gesinnung fand allseits Anerkennung.<br />

Nur der Historiograph Hermann Hamelmann tadelte an ihm, doch wohl zu<br />

Unrecht, zu große Furchtsamkeit in religiösen Dingen.<br />

Am 4. Dezember 1557 wählte das D omkapitel den D omkellner und Propst<br />

von St. Mauritz, Bernhard von Raesfeld (1557 -1566), zum Nachfolger.<br />

Der Papst bestätigte ihn am 23. D ezember 1558, doch verblieb die Bulle in<br />

Rom, weil der neue Bischof die Zahlung der Gebühren an die Kurialbeamten<br />

unter Verweis auf die schlechte Finanzlage des Stifts <strong>Münster</strong> verweigerte. D er<br />

Kaiser erteilte am 13. März 1558 ein Indult, am 4. August 1559 die Regalien.<br />

Am 12. November d. J. ritt Bischof Bernhard in <strong>Münster</strong> ein.<br />

1) Zu den konfessionellen Verhältnissen im Domkapitel seit 1535 bis zur Wahl<br />

Ernsts von Bayern (1585) vgl. GS NF 17,1 S. 153 -160.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!