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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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374 4. Verfassung<br />

per, Hermann II. S. 30 f.). Nach der unerfreulich verlaufenen Gesandtschaft<br />

nach Konstantinopel blieb Hermann II. mit einer kaiserlichen Besatzung in Philippopolis<br />

zurück und überwinterte dort (1189/90). Angeblich machte er auch<br />

noch, bis zum Tode des Kaisers, den Kreuzzug in Kleinasien mit, bis er wohl<br />

im November 1190 zurückkehrte (ebd. S. 40 ff.).<br />

Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts beteiligte sich wieder ein<br />

münsterischer Bischof kriegerisch in Reichsdiensten. Heinrich von Schwarzburg<br />

erwarb sich durch persönliche Heerfolge mit 800 reisigen Rossen, 4000 Fußknechten<br />

und 700 Wagen gegen den Burgunderherzog Karl den Kühnen vor<br />

Neuß das Wohlwollen des Kaisers. Ihm wurde eine goldene Reichsfahne verliehen<br />

(Rohdich S. 31 - 36).<br />

<strong>Die</strong> Beteiligung münsterischer Fürstbischöfe an Reichskriegen nach dem<br />

Westfälischen Frieden steht unter einem anderen Vorzeichen. Sie ist wesentlich<br />

durch eigene politische Überlegungen bestimmt, weniger durch das Lehnsverhältnis<br />

zum Kaiser. Dazu gehören etwa die Abmachungen von 1663 über die<br />

Stellung von Truppen zum Türkenkrieg (Kohl, Christoph Bernhard S. 174) sowie<br />

Verträge von 1674 und 1675, die Christoph Bernhard von Galen zur Beteiligung<br />

an den Reichskriegen gegen Frankreich und Schweden mit dem Kaiser<br />

schloß. Friedrich Christian von Plettenberg trat 1689 nur unter kurbrandenburgischem<br />

Druck dem Reichskrieg gegen Frankreich bei und lehnte sogar den Anschluß<br />

an die Große Koalition zur Enttäuschung des Kaisers ab. <strong>Die</strong> Türkenhilfe<br />

von 3500 Mann wurde 1692 nur gegen hohe Subsidienzahlungen und unter der<br />

Bedingung geleistet, daß die Truppen nicht gegen Frankreich eingesetzt würden.<br />

Der Beitritt zur Großen Koalition im Jahre 1695 erfolgte wiederum unter kaiserlichem<br />

Druck und gegen hohe Subsidien. Als das Reich Ludwig XIV wegen der<br />

spanischen Erbfolge den Krieg erklärte, stellte Friedrich Christian die ausbedungenen<br />

Truppen zur Verfügung. Subsidien waren auch der Hauptverhandlungspunkt<br />

bei der Absendung münsterisch-paderbornischer Truppen zum Oberrhein<br />

(1713) durch Fürstbischof Franz Arnold.<br />

Nur einmal waren münsterische Kontingente an einer vom Reichskammergericht<br />

angeordneten Reichsexekution beteiligt. Generalmajor von Wenge kommandierte<br />

1790 die Truppen zur Niederwerfung des Lütticher Aufstandes,<br />

brauchte jedoch nicht direkt einzugreifen. Streit gab es 1795 um die von Kurfürst<br />

Maximilian Franz verlangte Entlassung der münsterischen Truppen aus der<br />

kaiserlichen Armee (vgl. § 19).<br />

Gelegentlich übernahmen münsterische Bischöfe im Auftrage des Reichsoberhaupts<br />

Gesandtschaften. So ging Bischof Friedrich von Wettin 1073 im<br />

Auftrage Heinrichs IV zu den aufständischen Sachsen (Fenske, Adelsopposition<br />

S. 70 f.). Bischof Burchard befand sich im März 1107 unter den kaiserlichen<br />

Gesandten an den Papst in Chilons-sur-Marne (MGH.SS. 26 S. 25). Im Winter<br />

1117/ 18 begab er sich an den oströmischen Hof in Konstantinopel, ohne daß

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