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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 15. Zeitalter der Konfessionalisierung 255<br />

So konnte Ferdinand von Bayern (1612-1650) am 12. März d. J. die<br />

Nachfolge seines Oheims auch in <strong>Münster</strong> antreten. Geistig begabter und willensstärker<br />

als sein Vorgänger, vermochte Ferdinand freilich ebensowenig wie<br />

jener die Fesseln der Wahlkapitulation abzustreifen. Dazu gehörte die Klausel,<br />

der Geistliche Rat dürfe nicht in die Rechte der Archidiakone eingreifen, es sei<br />

denn, diese zeigten sich pflichtvergessen. Ferdinand zog daraus die Konsequenz:<br />

Er hob den Geistlichen Rat auf.<br />

Der Bericht der münsterischen Regierung vom 16. April 1612 über den Zustand<br />

des Stiftes entwarf ein düsteres Bild: Noch immer befand sich die katholische<br />

Kirche auf dem Rückzug. D er Laienkelch galt allgemein als üblich. <strong>Das</strong><br />

Niederstift war vollkommen an die Lutheraner verloren gegangen. <strong>Die</strong> Pfarrer<br />

in der <strong>Diözese</strong> beharrten auf dem Konkubinat. Fast die ganze Ritterschaft war<br />

calvinistisch. <strong>Das</strong> Täuferturn besaß im Westmünsterland starke Stützpunkte.<br />

Von Zwangsmaßnahmen versprach sich Ferdinand wenig Erfolg. Er setzte<br />

mehr auf Belehrung der Andersdenkenden. Vor allem aber müsse im Klerus<br />

Zucht und Ordnung durchgesetzt werden. <strong>Das</strong> beste Mittel zu diesem Zweck<br />

sei die Gründung eines Seminars, weniger wichtig die Stiftung einer Universität.<br />

Große Sorgen bereiteten ihm die verfallenen Klöster. Er nannte besonders Marienfeld.<br />

Besorgniserregend fand er auch die Vogteien des protestantischen Grafen<br />

von Tecklenburg über die Klöster Marienfeld, Clarholz und Herzebrock. In<br />

Cappenberg und Varlar herrschte fast ein ärger/ichs wesen und leben. Dem wirtschaftlichen<br />

Ruin des Klosters Liesborn müsse durch Einsetzung eines tüchtigen economus<br />

begegnet werden. In Groß-Burlo gebe es nur noch zwei Konventualen, die<br />

in weltlichen Kleidern herumliefen und von den Klostergütern ihres gefallens und<br />

lusten lebten. Beide sollten nach Klein-Burlo umgesiedelt werden. Auch in Bentlage<br />

liege der Gottesdienst im Argen (Keller 3 S. 421- 429 Nr. 282).<br />

Noch immer bildete die Ausrottung des Konkubinats das heikelste Thema.<br />

Selbst im Domkapitel regte sich Widerstand. Der alte Domdechant Arnold von<br />

Büren hatte von zwei Frauen fünf Töchter und zwei Söhne. Er sah sich deshalb<br />

außerstande, gegen andere Domherren wegen eines Zölibatverstoßes vorzugehen,<br />

mochte auch mit Rücksicht auf seine Familie nichts unternehmen. Weit<br />

verbreitet war die Überzeugung, das Konkubinat gehöre in der deutschen Kirche<br />

zu den hergebrachten Rechten der Geistlichen und dürfe durch neumodische<br />

italienische Sitten nicht gefährdet werden.<br />

Kompliziert gestaltete sich die Rekatholisierung der kleineren, in das Fürstbistum<br />

eingestreuten Territorien des <strong>Münster</strong>landes, wie sie Kurfürst Ferdinand<br />

anstrebte, so in Gronau, einer bentheimischen Enklave calvinistischen Bekenntnisses,<br />

und in Gemen, wo die lutherische Konfession herrschte.<br />

Im Jahre 1613 unternahm Ferdinand erneut den Versuch, das Stift <strong>Münster</strong><br />

zum Beitritt in die Liga zu bewegen. Der kurfürstliche Obersthofmeister Eitel<br />

Friedrich Graf von Hohenzollern, Mittelsmann der Liga zur Kurie, kam zu

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