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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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320 3. Historische Übersicht<br />

inkonsequenz betrachten würde, wenn in <strong>Münster</strong> vor der endgültigen Regelung<br />

der Entschädigungsfrage eine Wahl durchgeführt würde. Man hoffe, der Kaiser<br />

werde sich aller mitwirkung Zu solchen neuen wahlen enthalten. <strong>Die</strong> Wiener Reaktion<br />

ließ auf Zustimmung zu dieser Ansicht hoffen (Keinemann S. 217 f.).<br />

In <strong>Münster</strong> löste das Eintreffen der Nachricht vom Tode des Landesherrn<br />

große Bestürzung aus. <strong>Das</strong> Kapitel setzte am 19. August die Neuwahl auf den<br />

3. September fest. <strong>Die</strong> Mehrheit sprach sich für einen Erzherzog aus. Der preußische<br />

König beauftragte jedoch Dohm, dem Domkapitel zu verdeutlichen, daß<br />

eine Wahl als ungültig und ungeschehen gelten müsse. Dohm wußte freilich, daß die<br />

Entscheidung an keiner andern Stelle als in Wien fallen werde, und hielt sich<br />

deshalb in <strong>Münster</strong> zurück, was in Berlin unwillig vermerkt wurde (ebd.<br />

S. 219 - 222).<br />

Inzwischen erklärte sich die Hofburg bereit, einen kaiserlichen Wahlkommissar<br />

nach <strong>Münster</strong> zu entsenden. Aus einem Bericht des münsterischen Gesandten<br />

in Wien ergab sich, daß Erzherzog Anton Victor bereit sei, eine auf ihn<br />

fallende Wahl anzunehmen. Dohm blieb nichts übrig, als sich nun persönlich<br />

nach <strong>Münster</strong> zu begeben und den Domherren nochmals den preußischen<br />

Standpunkt vorzutragen. Er deutete auch ein mögliches französisches Eingreifen<br />

an, um den Bestimmungen des Luneviller Friedens zur Durchsetzung zu verhelfen.<br />

Doch beeindruckte das den Domdechanten Ferdinand August Spiegel zum<br />

Desenberg wenig. <strong>Die</strong>ser betonte, das Kapitel richte sich allein nach seiner pflicht<br />

for kirche, land und desselben religion (ebd. S. 223 - 226).<br />

Nachdem die Ankunft des kaiserlichen Wahlkommissars feststand, setzte das<br />

Kapitel die Wahl nun auf den 9. September fest. Dohm fand sich in der Stadt<br />

öffentlichen Beschimpfungen durch das Volk ausgesetzt. Er sah keine Möglichkeit,<br />

noch etwas auszurichten, und reiste nach Hamm zurück. Dagegen vollzog<br />

sich der Einzug des kaiserlichen Wahlkommissars, eines Grafen von Westphalen,<br />

unter dem Jubel der Bevölkerung. Am Wahltag proklamierte der Domscholaster<br />

die Wahl des Erzherzogs Anton Victor und löste damit erneut große Begeisterung<br />

und das Gefühl aus, man sei noch einmal der drohenden Säkularisierung<br />

und dem Anfall an Preußen entgangen. Auch auf dem Lande fanden Dankfeste<br />

statt.<br />

In Wien empfahl der münsterische Gesandte Matthias von Ketteler die möglichst<br />

baldige Ernennung eines münsterschen Ministers und die umgehende Abreise<br />

des Erzherzogs in sein <strong>Bistum</strong>. Weder das eine noch das andere geschah.<br />

Offensichtlich scheute der kaiserliche Hof vor einem Zusammenstoß mit Preu:"<br />

ßen zurück, vor allem nachdem der Fürstenrat am 25. und das Kurfürstenkollegium<br />

am 28. September ausdrücklich das Säkularisationsprinzip und die Aussetzung<br />

geistlicher Wahlen bis in die Zeit nach Durchführung aller Entschädigungen<br />

aufgeschoben hatten. In der österreichischen Staats kanzlei erklärte man dem<br />

Geheimen Rat Druffel unmißverständlich, daß man unter diesen Gegebenheiten

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