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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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256 3. Historische Übersicht<br />

diesem Zwecke persönlich nach <strong>Münster</strong>, traf aber wiederum auf Ablehnung.<br />

<strong>Die</strong> Kapitularen verwiesen auf die mit Sicherheit einem Beitritt folgende Besetzung<br />

des <strong>Münster</strong>landes durch Truppen der Generalstaaten. In geheimen Gesprächen<br />

des Kurfürsten mit dem Domkapitel in der zweiten Märzhälfte gelang<br />

es aber dann doch, den Beitritt zur Liga zu erreichen. <strong>Das</strong> Kapitel verpflichtete<br />

sich zur Zahlung von 30000 Rtl. Hilfsgeldern. Ritterschaft und Städte erfuhren<br />

von den Abmachungen nichts (Schröer, Erneuerung 2 S. 272 f.).<br />

Ferdinand scheint inzwischen eingesehen zu haben, daß seine Maßnahmen<br />

kirchlicher und politischer Art angesichts der Verfassung des Stifts nicht selten<br />

ins Leere liefen. Er entschloß sich deshalb zu einem radikalen Schritt. Am <strong>1.</strong> Januar<br />

1613 betraute er den Bonner Kanoniker Dr. theo!. Johannes Hartmann,<br />

einen Jesuitenschüler, mit dem Generalvikariat in <strong>Münster</strong>. Bezeichnend war,<br />

daß Ferdinand das Amt einem Landfremden, nur ihm Verpflichteten, übergab.<br />

<strong>Die</strong> Vollmachten des neuen Mannes waren praktisch unbegrenzt. Er konnte alle<br />

ihm geeignet erscheinenden Schritte unternehmen, um Reformen in tridentinischem<br />

Sinne voranzutreiben. <strong>Die</strong> weltliche Staatsgewalt war gehalten, ihm dabei<br />

Hilfe zu leisten. Selbst über die Archidiakone räumte ihm der Kurfürst Kontrollmöglichkeiten<br />

ein, indem er deren Amt und Rechtsprechung bestätigte, soweit<br />

sie ihre Pflicht gewissenhaft erfüllten, worüber nur der Generalvikar entscheiden<br />

konnte, der von seiner Persönlichkeit her auch im Konfliktsfall zum Durchgreifen<br />

entschlossen war (Schröer, Erneuerung 2 S. 275). Daß Hartmann auf stete<br />

Rückendeckung durch den Administrator rechnen durfte, bestätigte dieser öffentlich<br />

durch persönliche Leitung der Diözesansynode vom 18. März 1613.<br />

Den Klerikern schärfte der Fürst ein, durch beispielhafte Sitten Vorbilder zu<br />

sein. Nur auf diesem Wege könnten Mißstände in der Kirche erfolgreich bekämpft<br />

und Dekrete des Trienter Konzils verwirklicht werden. Ferdinand beschränkte<br />

sich darauf festzustellen, die Konzilsbeschlüsse seien früher schon<br />

"insinuiert" worden, vermied aber den Ausdruck "promulgiert" (Keller 3 S. 453<br />

Anm. 1; Schröer, Erneuerung 2 S. 275). Wieder einmal drängte er auf Abschaffung<br />

der Konkubinen. An allen Sonn- und Feiertagen sollte dem Volk aus dem<br />

kleinen Katechismus des Petrus Canisius vorgelesen werden.<br />

Neben den Jesuiten, die nun auch in den kleineren Städten des Oberstiftes ihre<br />

Wirkung entfalteten, ließen sich Kapuziner, Observanten sowie Klarissen nieder<br />

und verbreiteten sich zwischen 1612 und 1640 über das ganze Fürstbistum.<br />

Endlich traten der Generalvikar und der Weihbischof der Frage der Generalvisitation<br />

näher, die seit Johanns von Hoya Zeiten schlummerte. In den Jahren<br />

1613-1616 besuchten beide alle Pfarreien des Oberstiftes. Ausgenommen blieb,<br />

wie damals, nur das Domstift. <strong>Die</strong> Ergebnisse boten ein zwiespältiges Bild.<br />

Neben positiven Punkten enthielten die Protokolle Zeugnisse großer Unordnung.<br />

Schädlich im ländlichen Bereich wirkten die zahlreichen Laienpatronate in<br />

Händen adeliger Lutheraner oder Calvinisten. Bei diesen und den protestanti-

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