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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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296 3. Historische Übersicht<br />

Er glaubte, daß der Erhalt der geistlichen Fürstentümer sich weniger auf Österreich<br />

stützen sollte, sondern in erster Linie vom Heiligen Römischen Reich<br />

garantiert werde. Mit anderen Worten: Man sollte sich nicht auf den Wiener<br />

Hof, sondern auf Bayern und dessen Freund Frankreich verlassen. Clemens<br />

August nahm diesen Gedanken auf. Er entledigte sich im Sommer 1733 seines<br />

kaiserlich orientierten "Großministers" Ferdinand von Plettenberg und schloß<br />

am 10. Januar 1734 einen auf fünf Jahre ausgerichteten Geheimvertrag mit den<br />

Franzosen (Ennen S. 184; Braubach, Österr. Diplomatie 1 S. 6 f.), nachdem Ludwig<br />

XV dem Hause Österreich und seinem großbritannisch-hannöverischen<br />

Verbündeten den Krieg erklärt hatte.<br />

Wegen dieses Umschwungs machte der Reichsvizekanzler Friedrich Karl von<br />

Schönborn Mitte Mai 1734 dem Kurfürsten von Köln harte Vorwürfe. Er<br />

warnte ihn vor der Gefahr, daß die Seemächte und Preußen sein französisches<br />

Bündnis zum Anlaß nehmen könnten, um im vorgeblichen Interesse des Reiches<br />

die nordwestdeutschen Fürstbistümer zu überfallen. Dem Kaiser seien dann die<br />

Hände gebunden, ihre Säkularisierung zu verhindern. Clemens August erkannte<br />

die Kalamität, in die er sich gebracht hatte: Hielt er sich an Frankreich und<br />

Bayern, so geriet er in Gegensatz zum Kaiser, Preußen und den Seemächten.<br />

Trat er hingegen auf die Seite Österreichs und seiner Verbündeten, ging ihm<br />

der Schutz der katholischen Vormächte Bayern und Frankreich verloren. So<br />

meinte er, sich für eine Politik weitgehender Neutralität und des Ausgleichs<br />

entscheiden zu sollen, und nutzte den im Oktober 1735 zwischen Frankreich<br />

und Kaiser Karl VI. geschlossenen Vertrag, der eine Lockerung des französischbayerischen<br />

Verhältnisses nach sich zog, um sich wieder dem Wiener Hof und<br />

den Seemächten zu nähern. Als Geste der Freundschaft stellte er 1739 kurkölnische<br />

und münsterische Truppen für den Türkenkrieg zur Verfügung (Braubach,<br />

Österr. Diplomatie 1 S.9). Ja, er bemühte sich nach dem Tode Karls VI.<br />

(t 20. Oktober 1740), als sein eigener Bruder Karl Albrecht für den Kaiserthron<br />

kandidierte, beim kaiserlichen Gesandten Graf Rudolf Colloredo um eine Garantie<br />

Österreichs und der Seemächte für seine westfälisch-niedersächsischen<br />

Bistümer (ebd. S. 34-47), die dadurch den Charakter einer neutralen Pufferzone<br />

gewinnen sollten. Wurde diesem Wunsche entsprochen, wollte er Maria Theresia<br />

als Kaiserin anerkennen (ebd. S. 36). Tatsächlich stellte der Gesandte umgehend<br />

den verlangten Garantieschein aus, jedoch schränkte Clemens August nunmehr<br />

Maria Theresias Anerkennung mit der Klausel ein, sein Schritt dürfe nicht zu<br />

jemandes Nachteil gereichen (ebd. S. 39).<br />

Großbritannien rang sich nicht zu der vom Kurfürsten erhofften Garantieerklärung<br />

durch. Ein Subsidienangebot an ihn traf zwei Monate zu spät ein. So<br />

erneuerte Clemens August unter dem Einfluß des nach Bonn geeilten französischen<br />

Gesandten Jean Baptiste Comte de Sade, eines Hauptkriegstreibers gegen<br />

das Haus Habsburg, am 22. April 1741 den 1734 mit Ludwig XV geschlossenen<br />

Vertrag auf weitere zwei Jahre (ebd. S. 45).

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