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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 18. D as Fürstbistum in Personalunion mit Kurkäln 307<br />

In der Wirtschaftspolitik bestanden nicht geringere Schwierigkeiten. Fürstenberg<br />

richtete sein Augenmerk auf die althergebrachte Leinenherstellung. Mit<br />

Leggeordnungen sollte deren Qualität verbessert, durch Zölle das G ewerbe vor<br />

fremder Konkurrenz geschützt werden (§ 55). <strong>Das</strong> Ziel, großgewerbliche Manufakturen<br />

zu entwickeln, ließ sich unter den gegebenen Umständen nicht verwirklichen<br />

(ebd. S. 109 ff.). Ebensowenig gelang es, den Handel zu heben. Den eigentlichen<br />

Gewinn strichen ausländische Kaufleute ein: <strong>Die</strong> Handelsleute sind im<br />

grunde nur faktoren der Hoffänder und FranJifurter, klagte ein Zeitgenosse im Jahre<br />

1780 (ebd. S. 113).<br />

Auf den Straßenbau, der zur Entwicklung des Handels unentbehrlich gewesen<br />

wäre, legte Fürstenberg weniger Wert, vielleicht weil er der damals gängigen<br />

Meinung huldigte, schlechte Wege schützten das Land erfolgreicher vor fremden<br />

Einfällen als gute Straßen. Dagegen wandte er den Wasserstraßen große Aufmerksamkeit<br />

zu. Der Ems gedachte er als Zugang zur Nordsee eine besonders<br />

wichtige Rolle zu. Mit ihr sollte der Max-Clemens-Kanal bei Rheine verbunden<br />

werden. Aber weder für den Aus bau der Ems noch für die Schiffbarmachung<br />

der Berkel geschah Entscheidendes (ebd. S. 113-116). Maßnahmen zur Nutzung<br />

der Lippe als Verkehrsweg scheiterten am Widerstand der Landstände,<br />

obgleich der Kurfürst am 2<strong>1.</strong> Juli 1771 eine Konvention über die akzession des Hochstifts<br />

<strong>Münster</strong> zur schiffbarmachung des Lippstroms von Wesel bis Hamm unterzeichnete<br />

(ebd. S. 117). In allen Punkten erwies sich, daß Fürstenbergs Gedankenflug die<br />

Begrenztheit der Zustände im kleinen Fürstbistum <strong>Münster</strong> weit überstieg und<br />

seine Wirtschaftspolitik zum Mißerfolg verdammte.<br />

Der Verbesserung der rückständigen Landwirtschaft wandte sich der Minister<br />

nur zögernd zu. Mit sicherem Blick erkannte er die zu geringe Viehhaltung mit<br />

dem darauf beruhenden Mangel an tierischem Dünger sowie die Verwahrlosung<br />

der in Gemeinbesitz befindlichen Marken als Hauptprobleme, vermochte aber<br />

kaum Ansätze zur Gesundung zu bewirken. Erst zehn Jahre nach seinem Sturz<br />

erschien eine Anweisung zur verbesserung des ackerbaues und der landwirtschaft des <strong>Münster</strong>landes<br />

aus der Feder des Professors der Physik Anton Bruchhausen (ebd.<br />

S. 120). Immerhin legten die Edikte vom 16. September 1763 betreffend die<br />

Markenteilung, vom 10. Mai 1770 über die Eigentumsordnung und dessen Fortsetzung<br />

im Edikt vom 2<strong>1.</strong> September 1783 betreffend die Erbpachtordnung die<br />

Bahnen fest, auf denen sich die Modernisierung der bäuerlichen Wirtschaftsformen<br />

vollziehen mußte (§ 50).<br />

<strong>Die</strong> Anregung zur Auf teilung der gemeinen Marken ging übrigens mehr von<br />

den Landständen aus, die aus dem Erlös den Gemeinden und Kirchspielen<br />

Mittel zur Tilgung der hohen Kriegsschulden verschaffen wollten. <strong>Die</strong> Überführung<br />

der Marken in Privatbesitz bewirkte aber auch eine zugleich intensivere<br />

wie schonendere Behandlung des bisherigen Gemeinlandes und die Aufforstung<br />

der damals weithin versteppten Landschaft.

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