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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 55. Gewerbe und Handel 697<br />

S. 58 ff., 65). In der Neuzeit konzentrierte sich die münsterländische Tuchmacherei<br />

um Nienborg, Metelen und Rheine im nordwestlichen Oberstift sowie<br />

um Telgte und Warendorf im Nordosten (Reekers S. 132), ausnahmslos in Städten<br />

(Kuske S. 71 f.; Dösseler S. 20 f.). <strong>Die</strong> ländliche Wollweberei trat demgegenüber<br />

zurück. <strong>Die</strong> von ihr hergestellte gröbere Ware wurde nur von Mendikanten,<br />

dem Militär und zu häuslichen Zwecken benötigt. Als die Käufer sich seit dem<br />

16. Jahrhundert vermehrt feineren Stoffen zuwandten, begann der Verfall des<br />

ländlichen Wollgewerbes (Seeger S. 72 - 78). Qualitätvollere Textilien, darunter<br />

auch Seide, wurden meist aus dem Ausland eingeführt (ebd. S. 68 ff.).<br />

<strong>Die</strong> Baumwolle (Bomside) war schon im Mittelalter aus Kölner Produktion<br />

bekannt. Im 17. Jahrhundert bestand in der Stadt <strong>Münster</strong> eine Baumwollweberzunft.<br />

Der Rohstoff wurde über Amsterdam eingeführt, was die Stadt Bocholt<br />

begünstigte. Sie entwickelte sich allmählich zum Mittelpunkt dieses Gewerbes<br />

(ebd. S. 94 f.), doch war auch Warendorf beteiligt (Reekers S. 129).<br />

<strong>Das</strong> Färben von Tuchen erfolgte fast ausschließlich in der Stadt <strong>Münster</strong>,<br />

ohne daß höhere Ansprüche befriedigt werden konnten. Mit diesem Mangel<br />

scheint der Niedergang des münsterländischen Tuchgewerbes seit dem 17. Jahrhundert<br />

zusammenzuhängen. Versuche, die einheimische Tucherzeugung durch<br />

Einfuhrverbote und hohe Zölle gegen auswärtige Konkurrenz zu schützen, richteten<br />

wenig aus (Kuske S. 79 f.). Leinen wurde nur selten gefärbt. Es war der<br />

ausländischen Konkurrenz besser gewachsen, wenn auch die Grafschaft Ravensberg<br />

und das Hochstift Osnabrück dem münsterländischen Gewerbe in mancher<br />

Hinsicht überlegen waren.<br />

Eine gewisse Bedeutung erreichte die münsterländische Bierherstellung auf<br />

der Basis von Gerste, teils auch Hafer, unter Zusatz von Gewürzen. <strong>Das</strong> Grutbier<br />

(fermentum) , versetzt mit aromatischen und gerbsäurehaitigen Kräutern,<br />

stellte einen wichtigen Handelsartikel dar. <strong>Die</strong> Grut gehörte zu den bischöflichen<br />

Hoheitsrechten und wurde teilweise den Städten verpfändet und verkauft.<br />

Vom Norden drang später das Hopfenbier (Bremer Bier) ein. Es zeichnete sich<br />

durch bessere Haltbarkeit aus. Hopfen wurde gelegentlich in Gärten angepflanzt,<br />

meist aber aus dem Hellweggebiet bezogen (Kuske S. 37 f.). <strong>Die</strong> Bierproduktion<br />

führte zu verstärktem Gerstenanbau.<br />

Als weitere Biersorte kannte man seit dem Spätmittelalter das Koit (Keut, Keil,<br />

cerevisia Batavica) nach niederländischem Brauverfahren. Koit wurde in <strong>Münster</strong><br />

und im <strong>Münster</strong>land zum gängigsten Getränk (ebd. S. 40 f.), da das Trinken von<br />

ungekochtem Wasser wegen Seuchengefahr als schädlich galt.<br />

Branntwein fand spätestens seit Anfang des 15. Jahrhunderts als medizinisches<br />

Allheilmittel Verwendung. Er wurde anfangs aus den Rheinlanden eingeführt,<br />

seit dem 16. Jahrhundert auch im Land, jedoch ausschließlich in den Städten,<br />

vermutlich unter Beteiligung der Apotheker hergestellt. Nachdem auch Getreide<br />

für das Brennen benutzt wurde, verlagerte sich die Branntweinherstellung

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