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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 5<strong>1.</strong> Militärverfassung 663<br />

tischen Plänen entsprach das untaugliche Aufgebot des Ausschusses nicht. <strong>Die</strong><br />

Wehrlosigkeit, in der sich das Hochstift angesichts schwedischer und hessischer<br />

Besatzungen sowie kurbrandenburgischer Drohungen 1651 befand, veranlaßten<br />

den Bischof, das einzige bestehende Regiment unter Aufnahme hoher Schulden<br />

auf 1 500 Mann zu bringen (Kohl S. 18 ff.) . In der am 18. September 1652 unterzeichneten<br />

Wahlkapitulation behielt er sich vor, in hiichste0 unversehener und schneller<br />

gefah0 da man nicht eben Zu konvokation der stände gelangen könne, die erforderlichen<br />

militärischen Maßnahmen vorzufinanzieren und die aufgewandten Gelder von<br />

den Ständen zurückzufordern. Damit befreite er sich von dem Bewilligungsrecht<br />

der Landstände (ebd. S. 36). Im nächsten Jahre nahm er einen neuen Ingenieur<br />

für die vesten stätt, schlößer und plätZ an, der aus der Pfennigkammer monatlich<br />

20 Rtl. erhalten sollte (MLA 44 Nr. 8 a). Der mit diesen Schritten eingeleitete<br />

Aufbau des münsterischen Heeres setzte sich fort. Gegen die unbotmäßige Stadt<br />

<strong>Münster</strong> brachte der Fürst 1657 schon 3000 Fußknechte und 400 Reiter zusammen<br />

(ebd. S.79). Im ersten Krieg gegen die Niederlande lagen allein vor der<br />

Festung Bourtange 6000 Mann (ebd. S. 209). Galen empfand die ihm im Klever<br />

Frieden von 1666 auferlegte Reduktion seines Heeres auf insgesamt 3 000 Mann<br />

als tiefe Demütigung (ebd. S. 236). <strong>Die</strong> angebliche Bedrohung des Hochstiftes<br />

durch Schweden gab ihm Anlaß zu Maßnahmen, die praktisch die Gründung<br />

eines stehenden Heeres beinhalteten.<br />

<strong>Die</strong> finanziellen Grenzen des Fürstentums wurden damit freilich weit überschritten.<br />

So setzte der Bischof seine Hoffnungen auf französische Subsidien<br />

(ebd. S. 255). <strong>Die</strong> Stärke des auf diese Weise unterhaltbaren Heeres stieg auf<br />

4000 Mann zu Fuß und 1 800 zu Pferde, doch strebte Galen nach weit mehr<br />

(ebd. S.280). Da die Franzosen vor allzu umfangreichen Subsidienzahlungen<br />

zurückschreckten, richtete der Bischof sich in seinem Defensionsbefehl vom<br />

17. September 1669 doch wieder auf die Vervollkommnung der vernachlässigten<br />

Landwehr ein. Sie sollte von je einem Mann aus jedem (Bauern)hause gebildet<br />

werden (Hanschmidt S. 177).<br />

<strong>Die</strong> veränderte, nunmehr gegen die Vereinigten Niederlande gerichtete Politik<br />

Ludwigs XIV eröffnete zu Anfang der siebziger Jahre dem Bischof die erhoffte<br />

Möglichkeit, für die Niederlage von 1666 Rache zu nehmen. Mit französischen<br />

Subsidien wurde ein Heer von angeblich 42000 Mann zu Fuß und 17 000 zu<br />

Pferde angeworben, zu dem noch eine beachtliche Artillerieabteilung trat (Kohl<br />

S. 357). Wahrscheinlich sind diese Zahlan aber zu hoch angesetzt, um die Forderungen<br />

gegenüber den Franzosen begründen zu können. <strong>Die</strong> wirkliche Gesamtstärke<br />

dürfte zwischen 30000 und 40000 gelegen haben. Nachdem auch dieser<br />

Angriff auf die Niederlande 1674 in einem Debakel endete, blieb dem für Organisationsfragen<br />

mehr als für die eigentliche Kriegführung begabten Fürsten<br />

keine andere Wahl, als den Unterhalt seines Heeres durch Truppenverträge mit<br />

dem Kaiser, später auch mit Spanien und Dänemark zu sichern und an den

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