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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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336 4. Verfassung<br />

regionale Bild gezeichnet werden, wie es sich auf dem Hintergrund der politischen<br />

Zustände der jeweiligen Epoche darbietet.<br />

Liudger und seine beiden Nachfolger entstammten einem vornehmen, in der<br />

Nähe von Utrecht begüterten Geschlecht. Liudgers Biograph Altfrid äußert sich<br />

ausführlich zu diesem Gegenstand.<br />

Als erster nichtliudgerischer Bischof, möglicherweise aber noch entfernt mit<br />

den Liudgeriden verwandt, stellt sich Liudbert als typischer Angehöriger des die<br />

nächsten Jahrhunderte dominierenden, verhältnismäßig homogenen fränkischsächsischen<br />

Reichsadels dar: Saxoniae et filius Ripuariae (Ann. Xantenses ed. Simson<br />

S.30). Derselben Gesellschaftsschicht gehörten auch die Bischöfe Wolfhelm,<br />

Nithard, Rumold und Hildebold bis 969 an. Bei allen lassen sich neben<br />

sächsischen auch fränkische oder alemannische Bezüge ermitteln. Nur Wolfhelm<br />

scheint in unmittelbarer Verbindung zu Westfalen in engerem Sinne gestanden<br />

zu haben.<br />

Hildebold verfügte offensichtlich über verwandtschaftliche Bande zum sächsischen<br />

Königshaus, noch deutlicher erkennbar bei Dodo (t 993), dessen Name<br />

eine Koseform von Liudolf darstellt und der im <strong>Die</strong>nste Ottos <strong>1.</strong> stand. Ihm<br />

folgten Angehörige mehrerer großer ostfälischer Grafengeschlechter - Suitger,<br />

<strong>Die</strong>trich <strong>1.</strong> und Sigfrid -, auffällig oft über die weibliche Linie mit den Grafen<br />

von Stade verknüpft.<br />

Mit Hermann <strong>1.</strong> (1032 - 1042) tritt, erstmals seit Wolfhelm, wieder ein münsterischer<br />

Bischof auf, der zwar ebenfalls dem fränkisch-sächsischen Reichsadel<br />

zuzurechnen ist, aber stärker als seine Vorgänger in Beziehung zum westlichen<br />

Sachsen stand. Wahrscheinlich gehörte er einer hier begüterten, in ihrer politischen<br />

Bedeutung noch wenig bekannten Nebenlinie der Billunger an, muß aber<br />

auch in der Erbfolge der Egbertiner gestanden haben. Möglicherweise verwandt<br />

mit ihm war Bischof Rotbert (1042-1063), dessen Name auf widukindische<br />

Herkunft hindeutet. Seine Familie war voll in die fränkische Reichsaristokratie<br />

integriert. Aus ihr gingen u. a. wohl die Kapetinger hervor. Friedrich von Wettin<br />

(1064-1084) entstammte wieder dem östlichen Sachsen.<br />

Eine ganz andere Note brachte Kaiser Heinrich IV ins Spiel. Sein gespanntes<br />

Verhältnis zu Sachsen bewog ihn, Anhänger aus dem bayerischen Stammesgebiet<br />

im traditionell kaisertreuen <strong>Münster</strong> einzusetzen: Erpho (1085 -1097), dessen<br />

familiale Herkunft wahrscheinlich im Umkreis der Sighardinger und bayerischen<br />

Aribonen gesucht werden muß, und der irgendwie mit ihm verwandte Burchard<br />

(1097/98-1118), wahrscheinlich ein Sproß des Kärntner Grafenhauses Moosburg,<br />

das die Markgrafschaft Istrien besaß.<br />

Burchards Nachfolger <strong>Die</strong>trich 1<strong>1.</strong> (1118-1127) verfügte als Glied der Grafen<br />

von Formbach wohl noch über Blutsbande zu Burchard, war andererseits<br />

aber auch über die im Leinetal bei Alfeld ansässigen Grafen von Winzenburg mit<br />

dem Sachsenherzog und späteren König Lothar von Süpplingenburg verwandt.

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