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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 15. Zeitalter der Konfessionalisierung 249<br />

eIn Bericht der domkapitularischen Gesandtschaft an Kurfürst Ernst vom<br />

10. April 1597:<br />

D er Kurfürst habe zu bedenken gegeben, ob nicht endlich das Tridentinum<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Münster</strong> publiziert werden sollte, worauf die Deputierten erwiderten,<br />

die Veröffentlichung habe bereits vor zwanzig Jahren in den Kirchen stattgefunden,<br />

was eine glatte Unwahrheit war. Auch habe man 1591 ein allgemeines<br />

Schuledikt drucken und publizieren lassen. Ein solches Edikt läßt sich ebenfalls<br />

nicht nachweisen. Sonsten hätten bedencken gemacht} bei diesen sorgsamen zeiten das<br />

concilium ferner zu publiciren und starck Zu effectuiren. Man verblieb dabei, die Konzilsbeschlüsse<br />

dem Generalvikar, dem Weihbischof und den Jesuiten vorzulegen,<br />

um deroselben bedencken und relation darunder anzuhoren und sich dernegst einer meinung<br />

Zu vergleichen. Eine fast gleichlautende, hinhaltende Antwort erfolgte auf den Vorschlag<br />

des Kurfürsten, eine allgemeine Visitation anzuberaumen (Keller 2<br />

S.341 Nr.302).<br />

In dieser Zeit und bis zur Jahrhundertwende erreichte der Verfall der Stifte<br />

und Klöster im <strong>Bistum</strong> seinen Höhepunkt. Viele alte Klöster standen vor dem<br />

Aussterben. <strong>Die</strong> Hinwendung des Volkes zum Protestantismus und Täuferturn,<br />

aber auch die katastrophalen Folgen des spanisch-niederländischen Krieges trugen<br />

gleichermaßen Schuld daran. Gerade im Jahre 1598 stieg die Bedrängnis<br />

nach dem Einmarsch des großen Heeres des Admirals Mendoza ins Unerträgliche.<br />

<strong>Die</strong> verrohte und seit langer Zeit nicht mehr besoldete Soldateska wandte<br />

sich nach dem mißlungenen Versuch, Doetinchem einzunehmen, Mitte November<br />

ins <strong>Münster</strong>land. Am 18. d. M. fiel Lüdinghausen, am nächsten Tage Bocholt,<br />

am 22. Borken, dann Coesfeld, Vreden, Ahaus, Schöppingen, Horstmar,<br />

Haltern, Dülmen, Rheine, Beckum, Ahlen und Werne. <strong>Die</strong> Hauptstadt kam ungeschoren<br />

davon. Sie bekam nur Verdruß mit den zu ihrer Verteidigung angenommenen<br />

Kriegsknechten (MGQ 3 S. 130-135).<br />

Um die ständig steigenden Stiftsschulden zu tilgen, beantragte Ernst von<br />

Bayern persönlich auf dem Landtag vom 27. Mai 1599 eine schwere Schatzung<br />

und die Akzise. <strong>Die</strong> Landstände lehnten ab (ebd. S. 143 f.). Hohe Kosten forderte<br />

nicht zuletzt der Unterhalt der vom Niederrheinisch-Westfälischen Kreis<br />

endlich auf die Beine gestellten Truppen zur Verdrängung der Spanier. <strong>Das</strong> Stift<br />

<strong>Münster</strong> stellte dazu 400 Fußknechte und 90 Reiter. <strong>Die</strong> Kreistruppen marschierten<br />

am 1<strong>1.</strong> Juli durch das <strong>Münster</strong>land nach Westen, fielen aber zum größten<br />

Teil der gerade ausgebrochenen Pest zum Opfer, die auch auf die Hauptstadt<br />

übergriff und die Jesuiten zum Schließen ihrer Schule zwang. So richteten die<br />

Kreiskontingente, abgesehen von dem im Lande selbst verursachten Schaden,<br />

wenig aus (ebd. S. 144 f.). Zwei Fähnlein braunschweigischer Reiter - das eine<br />

unter blauer, mondgeschmückter, das andere unter roter, eine Sonne zeigender<br />

Fahne - erging es im August nicht besser. Sie kehrten ausgehungert und krank<br />

zurück. An den Hecken und Zäunen lagen tote Soldaten, einige krank im Brock-

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