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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

der Querstrebe der Zellentür an einen der Gitterstäbe gefesselt hatten. Er konnte sich also hin-<br />

setzen, was die anderen Gefangenen nicht konnten. Er würde sich nicht unnütz Quälen und<br />

sich setzten, wenn sein krankes Bein zu sehr schmerzte. Er versuchte, in den Gesichtern<br />

seiner Mitgefangenen zu lesen. <strong>Die</strong> meisten dachten wohl wie er. Sollten die Beiden doch<br />

nachgeben. Kate hatte offensichtlich Klaustrophobie, aber auch sie würde es überleben, dort<br />

in der Kiste für einige Zeit zu liegen. Wenn sie sich jetzt schon so schwächten, schadeten Jake<br />

und Sawyer sich für die weitere Zeit ihrer Haft nur selbst.<br />

<strong>Die</strong> Minuten verstrichen. Booth schätzte, dass eine viertel Stunde vergangen war, als<br />

die Lautsprecheranlage erneut knackte. „Gehorcht ihr?“ Kopfschütteln. Sawyer und Jake<br />

hingen hilflos in ihren Fesseln. Sie waren dankbar, dass sie geknebelt waren. Schon das<br />

Hochgezogen werden hatte in den Armen und Schulter ungeheuer wehgetan. Wenn auch<br />

beide Männer durchaus mit körperlichen Schmerzen vertraut waren, ihr Leben am Rande der<br />

Legalität hatte das einfach mit sich gebracht, waren diese Art Schmerzen doch etwas ganz<br />

neues. Bisher hatten für beide Schmerzen in erster Linie aus Schlägereien resultiert. Und sich,<br />

während man Schmerzen erlitt, bewegen und wehren zu können, machte das Aushalten der<br />

Selben sehr viel einfacher. In ihrer jetzigen Lage kam die unglaubliche Hilflosigkeit, das<br />

Ausgeliefert sein, extrem verstärkend dazu. Zu wissen, die konnten mit ihnen machen was<br />

immer sie wollten, sie skrupellos Foltern bis zum Exitus, trieb den jungen Männern den<br />

Schweiß aus den Poren. Der Knebel, dieser Ball, den man ihnen in den Mund gestopft hatte,<br />

war im höchsten Maße unangenehm. Er hatte sich inzwischen so voll Speichel gesaugt, dass<br />

er auf das doppelte seiner Größe angeschwollen schien. Immer wieder wurde Sawyer von<br />

heftigen Würgereiz geschüttelt, der ihm Tränen in die Augen trieb, ohne, dass er es hätte ver-<br />

hindern können. <strong>Die</strong> Schultern taten entsetzlich weh. Aber beide hatten das wilde Verlangen,<br />

durchzuhalten. Sawyer hatte sich bereits geschworen, lieber hier zu hängen, bis er ver-<br />

schimmelt war, ehe er Kate in die Kiste sperrte. Er sah zu ihr hinüber und ihr tränenüber-<br />

strömtes Gesicht machte ihm klar, warum er hier hing und gegen seinen inneren Schweine-<br />

hund ankämpfte, der ihm zuflüsterte: gib auf.<br />

Jake spürte, wie ihm Schweiß über den Körper lief. Hatte er den Südstaatler bisher nur<br />

für ein Arschloch gehalten, wurde ihm jetzt klar, dass sehr viel mehr in dem Sprücheklopfer<br />

steckte. Dass er sich für Kate sofort und ohne an die Folgen zu denken, auf die Wachleute<br />

gestürzt hatte, machte ihn Jake sehr viel sympathischer. Dem jungen Mann lief Schweiß in die<br />

Augen und unwillkürlich schüttelte er heftig den Kopf und seine Beine zuckten. Das tat<br />

seinen Schultern überhaupt nicht gut. Er danke den Entführern im Geiste für den Knebel.<br />

Hätte er diesen nicht im Mund gehabt, wäre ihm ein Schmerzensschrei entschlüpft. Gequält<br />

schloss er die Augen. - Du gibst nicht nach. - hämmerte er sich selbst immer wieder ein. Sein<br />

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