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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

seinen letzten Minuten nicht alleine lassen. House warf erneut einen Blick auf das Brett über<br />

seinem Kopf. Es war nur noch wenige Zentimeter entfernt. Der zynische Diagnostiker wandte<br />

verzweifelt den Blick ab und sah Cameron an. „GEH. Bitte!“, rief er noch einmal. Allison<br />

schüttelte schluchzend den Kopf. „Ich lass dich nicht allein! Ich liebe dich.“ Jetzt kamen auch<br />

House die Tränen, die ersten seit seiner Kindheit. „Ich liebe dich doch auch, Allison!“, er-<br />

widerte er unter Tränen. „Deshalb sollst du es nicht mit ansehen.“ All die Jahre hatte er ver-<br />

sucht, seine Gefühle für sie vor sich selbst und allen anderen zu verbergen. Aber jetzt, hier, in<br />

den letzten Minuten seines Lebens, gab es keinen Grund mehr zu lügen. Und er wollte nicht<br />

sterben, ohne die Frau, die er liebte, wissen zu lassen, was er für sie empfand.<br />

House wandte seinen Blick nicht von Camerons Gesicht ab. Er wollte die Nägel, die<br />

sich jeden Augenblick qualvoll langsam in sein zuckendes Fleisch bohren würden, nicht<br />

sehen, wollte das unvermeidliche nicht ansehen müssen. Jetzt musste es jeden Moment so<br />

weit sein. Er würde gleich die Nägel auf seiner Haut spüren ... „Greg!“, schrie Cameron plötz-<br />

lich außer sich. „Greg, es ist vorbei.“ Zuerst begriff House nicht, was sie meinte. Doch dann<br />

sah er vorsichtig auf und registrierte, dass das Brett sich nicht mehr auf ihn zu, sondern von<br />

ihm weg bewegte und die Glaswände herunter gefahren wurden. Es war wirklich vorbei. Und<br />

er lebte noch. Locke hatte es wirklich geschafft. <strong>Die</strong>ser kam jetzt, langsam und schweiß über-<br />

strömt, zur Liege hinüber. Währenddessen befreite Cameron House schon von den Hand und<br />

Fußfesseln. Dann klammerte sie sich zitternd an ihn. Locke trat näher und fragte leise: „Ist bei<br />

euch alles in Ordnung?“ Cameron und House zuckten zusammen. Sie hatten beide Lockes<br />

Anwesenheit für einen Moment vergessen. Cameron ließ House los und trat einen Schritt zur<br />

Seite, um Platz für Locke zu machen. „Es geht. Danke, John, wie immer du das gemacht hast,<br />

Danke.“, sagte sie etwas verwirrt. Allison hatte sich zwar nicht über Locke lustig gemacht,<br />

aber auch sie hatte bisher nicht an übernatürliche Fähigkeiten geglaubt. Jetzt war sie eines<br />

Besseren belehrt worden. „Gerne geschehen.“ Locke reichte House eine Hand und half ihm<br />

auf. „Danke, Mann. Es tut mir leid, ich ... Danke.“, sagte auch House. Mehr brachte der sonst<br />

so wortgewandte Arzt im Moment nicht hervor. Unter anderen Umständen hätte er versucht,<br />

dem Rätsel von Lockes Fähigkeiten auf den Grund zu gehen, aber im Moment war er einfach<br />

nur dankbar, dass er noch lebte. „Keine Ursache.“, antwortete Locke erneut und zog sich dann<br />

dezent zurück, um House und Cameron allein zu lassen. Noch bevor Locke den Raum ver-<br />

lassen hatte, fiel Allison House wieder um den Hals. <strong>Die</strong>smal erwiderte House ihre Um-<br />

armung und zog sie eng an sich. Allison klammerte sich weinend an ihn, als würde sie be-<br />

fürchten, dass man sie im nächsten Augenblick von ihm wegreißen und ihn wieder auf die<br />

Liege schnallen würde. House wusste nicht, was er sagen sollte, um Cameron zu trösten, also<br />

hielt er sie einfach wortlos im Arm. Er gestand sich ein, dass es auch ihm gut tat, die junge<br />

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