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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Hatte John vor gar nicht langer Zeit - soweit Zeit in der Lage überhaupt zu schätzen war - die<br />

Leidensgenossen mit der Aussage zu beruhigen versucht, dass die Unbekannten, in deren<br />

Gewalt sie sich befanden, offenbar daran interessiert waren, ihre Probanden gesund zu er-<br />

halten, war er sich dessen nicht mehr so sicher. <strong>Die</strong>se Menschen schienen eiskalt ihre Tests<br />

durchzuziehen, ohne sich im Geringsten darum zu kümmern, wie sehr ihre Probanden litten.<br />

Sie waren viele, nicht auszuschließen, dass der eine oder andere entbehrlich war. Wer konnte<br />

schon wirklich sagen, dass nicht eines der Experimente dem Zweck diente, herauszufinden,<br />

wie lange es dauern würde, bis Schlafentzug tödlich endete?<br />

John hätte gern etwas Tröstendes zu der verzweifelten jungen Frau gesagt, aber leere<br />

Versprechen waren ihm zuwider. Wenn er nur eine Möglichkeit hätte, herauszufinden, was<br />

mit Jake geschehen würde. Vielleicht hatte er eine Chance … Normalerweise überfielen<br />

Locke seine Visionen und Vorahnungen ungewollt, aber während seiner Zeit bei den<br />

australischen Ureinwohnern hatte er gelernt, sich gezielt in einen meditativen Zustand zu ver-<br />

setzen und es immer häufiger geschafft, die Bilder in seinem Kopf planvoll entstehen zu<br />

lassen. Zum ersten Mal in seinem Leben war er bei Menschen gewesen, die ihn wegen seiner<br />

Fähigkeiten nicht verlachten oder misstrauisch gemieden, sondern hoch geachtete hatten. Sein<br />

Leben lang hatte John seine Gabe eher als Fluch denn als Segen erlebt und versucht, sie zu<br />

ignorieren und zu verleugnen. Es fiel ihm immer noch schwer, wirklich daran zu glauben,<br />

dass er sehr spezielle Fähigkeiten hatte. Und das, obwohl seine Visionen zu oft überraschend<br />

genau eingetroffen waren, um zu leugnen, dass er anders war als die Menschen, die er kannte.<br />

Er hatte nie anders sein wollen, sondern sich verzweifelt danach gesehnt, so zu sein wie alle<br />

anderen, endlich irgendwo dazu zu gehören. <strong>Die</strong>ses Gefühl hatte er zum ersten Mal bei den<br />

Aborigines gehabt, die Gewissheit, heimgekommen zu sein und endlich eine Familie zu<br />

haben. Dass er jetzt mit diesen fremden Menschen in dieser furchtbaren Situation gelandet<br />

war, musste einen Sinn haben. John glaubte nicht an Zufälle, es war sein Schicksal, zu genau<br />

dieser Zeit an diesem Ort zu sein. <strong>Die</strong>se Menschen, die vor wenigen Tagen noch Fremde ge-<br />

wesen waren, brauchten ihn, das wurde Locke schlagartig klar. Das war die Aufgabe, die er<br />

noch zu erfüllen hatte, bevor er seine Heimat und seinen Frieden finden konnte. John setzte<br />

sich auf seine Liege, versuchte, alle Muskeln zu entspannen und seinen Geist von jedem Ge-<br />

danken zu leeren. Er schloss die Augen und atmete tief und ruhig, blendete seine Umgebung<br />

und die Stimmen um ihn herum aus und öffnete sich für die spirituellen Energien. Locke ver-<br />

lor schnell jedes Gefühl für Zeit und Raum und dann sah er…<br />

Heather hatte ihre Augen nicht von Jake gelassen und ihr fiel auf, dass der Gefesselte<br />

in den letzten Minuten immer unruhiger geworden war. Er atmete viel zu schnell und flach<br />

und seine gefesselten Hände zuckten hektisch. House, Bones, Scully und Cameron sahen<br />

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