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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

nur darum ging, ihn zu zermürben, fertig zu machen. <strong>Die</strong>ser Gedanke war nicht der Schönste,<br />

denn er implizierte, dass er nichts machen konnte, um seine Lage zu Erleichtern.<br />

<strong>Die</strong> nächsten Stunden wurden für Sawyer zunehmend unangenehmer. Immer öfter<br />

fielen ihm die übermüdeten, geschwollenen und stark brennenden Augen zu, was zwangs-<br />

läufig immer häufiger zu unterschiedlich starken Schmerzreizen führt. Immer wieder keuchte<br />

er auf vor Schmerzen. <strong>Die</strong> Intensität war irgendwann variabel geworden, vielleicht sogar von<br />

Anfang an gewesen, Sawyer konnte das nicht mit Bestimmtheit sagen. Nachdem er so einige<br />

Stunden auf der Liege verbracht hatte und immer verzweifelter wurde, kam eine neue<br />

Lebensmittelration. Auch Sawyer wurde aufgesucht, bekam jedoch nur reichlich Wasser zu<br />

Trinken. Er hatte inzwischen heftigen Hunger. Er hielt sich nicht mehr an die Anweisung,<br />

ihren Bewachern nichts direkt ins Gesicht zu blicken, sondern schaute dem Typen, der ihm<br />

Wasser brachte, aus verquollenen Augen hoffnungslos an. Er wollte einfach wissen, wie die<br />

Leute aussahen, die ihm das hier antaten. Kalt nickte der Bewacher in Richtung Kamera und<br />

unverzüglich folgte die Strafe auf den Fuß. Ein unerwartet heftiger Stromimpuls zucke durch<br />

Sawyers Körper und ließ diesen gequält aufschreien. Konvulsivisch wand er sich auf der<br />

Liege. Cameron konnte sich einfach nicht mehr beherrschen und schrie entsetzt los: „Hört<br />

doch endlich auf …“ Zu mehr Worten kam sie nicht, denn erneut hörten alle den jungen<br />

Mann aufschreien. Allison schlug sich weinend die Hände gegen die Ohren. Es war der<br />

jungen Ärztin unmöglich, ungerührt zu bleiben angesichts der Qualen, die dem Mit-<br />

gefangenen zugefügt wurden.<br />

Nach der Essenszuteilung wurde unmittelbar das Licht gedämmt und die meistens Ge-<br />

fangenen legten sich auf ihre inzwischen wieder heruntergeklappten Liegen. Kate war unruhig<br />

und verzweifelt. Sie hätte alles getan, um Sawyer zu helfen. Aber es gab nichts, was sie hätte<br />

tun können. Als es jetzt fast dunkel im Raum wurde, verschlechterte sich Sawyers Lage natür-<br />

lich noch einmal. Bei greller Beleuchtung wach zu bleiben war etwas anderes, als das Gleiche<br />

bei schummriger Dunkelheit zu versuchen. Sawyer hatte inzwischen heftige Kopfschmerzen,<br />

sein Blutdruck war vom langen Stillliegen viel zu niedrig und ihm war schlecht. Langsam<br />

machte ihn der Schlafmangel psychisch und physisch wirklich fertig. Er hatte inzwischen<br />

heftigen Hunger, sein Magen knurrte laut vor sich hin, er fror trotz der warmen Temperaturen<br />

in dem Verließ entsetzlich und konnte teilweise nicht mehr verhindern, dass seine Zähne auf-<br />

einander klapperten. Kalter Schweiß überzog seinen zitternden Körper. Er konnte sich nicht<br />

erinnern, sich je so mies gefühlt zu haben. Er wollte, dass es vorbei war, dass sie ihn los<br />

machten. Er döste immer häufiger weg und hatte nicht mehr die Kraft, Schmerzensschreie zu<br />

unterdrücken. <strong>Die</strong> Stelle an seinen Lendenwirbeln, an der ihn die Stromschläge permanent<br />

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