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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

den Halt zu verlieren. Sackte er in sich zusammen, war es schon vor der Zeit zu Ende. 2.22<br />

Immer qualvoller wurde der Sauerstoffmangel. Immer schwerer fiel es Sawyer, noch ein<br />

wenig Luft in seine protestierend aufschreienden Lungen zu saugen. Seine gefesselten Hände<br />

zuckten hilflos. 2.08 Kate schrie vollkommen aufgelöst los. „NEIN! BITTE!“ Sie trommelte<br />

hysterisch schluchzend gegen das Glas. 1.45 Sawyer konnte kaum mehr atmen. Seine glasig<br />

werdenden Augen saugten sich an Kates Gesicht fest. Sein Herzschlag überschlug sich fast.<br />

Sein ganzer Körper schrie um Hilfe. Seine Augen hingen an Kate. Sie sollte der letzte, schöne<br />

Anblick in seinem Leben sein. 0.34 Keine Luft mehr … Und plötzlich war es vorbei. Ein<br />

Ruck ging durch das Podest und dann fuhr es nach oben, während sofort gleichzeitig der<br />

Glaszylinder um Sawyer herum wieder im Boden versank. Eine Tür öffnete sich in der Wand<br />

hinter dem Galgen und Locke stürmte in den Raum, stürzte sich, genau wie Kate, auf Sawyer<br />

und hielt diesen fest, während Kate auf das Podest stieg und verzweifelt an der Schlinge<br />

zerrte. Sie musste sich strecken, um überhaupt anzukommen. Ihren heftig zitternden Händen<br />

gelang es kaum, die Schlinge zu lösen, zumal sie vor Tränen kaum etwas sehen konnte.<br />

Endlich hatte sie es geschafft. Sawyer sackte haltlos in sich zusammen und wäre schwer ge-<br />

stürzt, hätte Locke ihn nicht sicher im Arm gehabt. Fast liebevoll ließ er Sawyer auf den<br />

Boden gleiten. Kate klammerte sich schluchzend an den jungen Mann, zog ihn an sich und<br />

stammelte unter Tränen, sanft seinen Kopf haltend, mit der anderen Hand vorsichtig seinen<br />

Hals massierend „Es ist alles gut. Hörst du, es ist vorbei. Vorbei. Ich liebe dich …“<br />

Sawyer registrierte nur langsam, dass er noch lebte. Dass er atmen konnte. Dass der<br />

qualvolle Sauerstoffmangel vorbei war. Dass er in Kates Armen lag und noch lebte. Atmen.<br />

Das war alles, was er denken konnte. Atmen. Ganz allmählich klärte sich sein Gehirn ein<br />

wenig. Er war nicht tot. Er lebte. Er konnte wieder atmen. Er stand nicht mehr unter dem<br />

Galgen, sondern lag in Kates Armen am Boden. Locke kniete neben ihm und hatte ihm eine<br />

Hand auf die Schulter gelegt. „Na, geht es wieder, mein Junge?“, fragte er freundlich. Sawyer<br />

schluckte schwer, dann nickte er. Er hätte so gerne Kate ebenfalls umarmt, wollte sie an sich<br />

drücken und nie wieder los lassen, aber seine Hände waren noch immer auf den Rücken ge-<br />

fesselt. So lag er einfach nur da und versuchte, sein Herz zu beruhigen, das immer noch<br />

schmerzhaft gegen die Rippen pochte. Es schien zu sagen: Du lebst, du lebst, du lebst … Er<br />

sah Locke an und sagte dann heiser: „Danke, Mann.“ Tränen traten ihm erneut in die Augen.<br />

„Danke.“ Locke lächelte freundlich. „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“, sagte er<br />

ruhig. Er stand auf und nickte den beiden jungen Leuten noch einmal zu, dann ging er durch<br />

die Tür in den Schalterraum zurück. Kate starrte ihm immer noch mit tränenüberströmtem<br />

Gesicht nach. Dann wandte sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Sawyer zu. Sie hielt ihn<br />

einfach im Arm, bis sie sich beide langsam etwas gefangen hatten. Und genau da wurde hinter<br />

ihnen die Tür geöffnet. Zwei Bewacher traten zu ihnen. Kate musste Aufstehen, dann halfen<br />

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