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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Scully hatte genau wie alle anderen Gefangenen ziemlich schockiert zugeschaut, was<br />

mit Mulder gemacht wurde. Sie beobachtete sein Gesicht auf der Leinwand und sah, dass<br />

Mulder in der engen Kiste damit kämpfte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.<br />

Innerlich zitterte die FBI Beamtin, war sich aber sicher, dass Mulder die Startphase schnell<br />

überwinden würde. Sie hatte ihn schon in viel schlimmeren Situationen erlebt und wusste,<br />

dass der Psychologe außerordentlich hart im Nehmen und geradezu unglaublich re-<br />

generationsfähig war. Ihr machte diese Situation derzeit viel mehr zu schaffen, erinnerte sie<br />

Mulders fatale Lage doch quälend an die Monate, als sie gedacht hatte, er wäre tot. Es war ja<br />

nicht das erste Mal, dass Mulder in der Hand von Entführern war. Ihr Partner war im Rahmen<br />

seiner Arbeit schon einmal entführt worden und sie hatte ihn nur noch scheinbar tot zurück-<br />

bekommen. Dana wurde von den Erinnerungen an die Beerdigung damals überwältigt.<br />

Monatelang hatte sie geglaubt, den Partner verloren zu haben. <strong>Die</strong> Monate, in denen sie davon<br />

ausging, dass er tot war, waren mit Abstand die schlimmste Zeit in Danas Leben gewesen.<br />

Mulder wunderte sich ein wenig, dass er verhältnismäßig lange brauchte, um sich zu<br />

fangen. Er hatte nie zuvor klaustrophobische Anwandlungen an sich bemerkt. Er war schon in<br />

schlimmeren Situationen gewesen und konnte sich nicht erklären, woher das mulmige Gefühl<br />

kam, welches er im Magen spürte. Irgendwie war ihm, als ob ... Er konnte den Gedanken<br />

nicht festhalten. Es war, als liefe in seinem Kopf ein Déjà-vu ab. <strong>Die</strong> Enge. <strong>Die</strong> Dunkelheit.<br />

Eine Kiste ... Resigniert schloss Mulder kurz die Augen. Er fand keine Verbindung zu<br />

irgendwas, dass er erlebt haben könnte. Entschlossen sah er sich, soweit man bei dem<br />

winzigen, roten Lichtschein vom Sehen sprechen konnte, in der Kiste um. Nicht, dass es<br />

etwas zu sehen gegeben hätte. <strong>Die</strong> Kamera, sein Strohhalm, der Kistendeckel, keine dreißig<br />

Zentimeter über ihm. Mit sehr viel Glück könnte er sich ein klein wenig auf die Seite drehen,<br />

dann würde er aber schon fast oben mit der Schulter gegen den Deckel stoßen. Ob sie auch<br />

ein Mikrofon installiert hatten? Sicher, um die <strong>Über</strong>wachen komplett zu machen. Sie mussten<br />

all seine Reaktionen genau im Auge behalten. Der Schlauch in seiner Harnröhre war mehr als<br />

unangenehm und Mulder verzog unwillkürlich das Gesicht. Dann aber beschloss er, sich nicht<br />

mehr mit solchen Banalitäten aufzuhalten. Er musste sich auf das Wesentlichen<br />

konzentrieren: Wach bleiben und durchhalten. Apropos, wach halten. Wie würde er wohl<br />

wach gehalten werden? Offensichtlich wechselte ja bei jedem von ihnen die Variante.<br />

Schmerz und Geräusche waren schon abgearbeitet. Wenn es bei jedem von ihnen eine<br />

Steigerung geben würde, hatte er schon jetzt mit seinem Nachfolger Mitleid. Mulder nahm<br />

probehalber einen Schluck Wasser zu sich. Dann entspannte er sich und begann damit, in Ge-<br />

danken sämtliche je gelernten Gedichte zu Rezitieren.<br />

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