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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Sack über den Kopf gestreift wurde, dann zerrte man ihn von der Liege hoch und drückte ihm<br />

die Hände auf den Rücken. <strong>Die</strong> Handschellen schlossen sich und er wurde von kräftigen<br />

Händen mit gezerrt.<br />

Sein Herz raste. Was hatten die jetzt wieder vor? Großer Gott, hatte das denn nie ein<br />

Ende? Er merkte, dass es im Fahrstuhl nach unten ging. Dann wurde er weiter gezogen und er<br />

hörte das typische, elektronische Knacken einer Tür. Weiter wurde er gedrückt, dann hielten<br />

sie ihn an. Jake spürte, wie die Handschellen gelöst wurden, hörte, wie die Wachen den Raum<br />

verließen. Wie erstarrt stand Jake still. Neben sich hörte er hektische Atemgeräusche. Jemand<br />

war da, scheinbar ähnlich verschreckt wie er selbst. Einige Minuten wagte er nicht, sich zu<br />

rühren. Dann griff er zaghaft nach dem Sack und streifte ihn langsam über seinen Kopf.<br />

Neben sich hörte er, wie der Anwesende scheinbar genau das Gleiche tat. Jake beeilte sich,<br />

um zu sehen, wer da neben ihm stand. Hastig dreht er sich um und sein Gegenüber tat es ihm<br />

gleich. Und dann glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Mit einem Ruck riss er sich, wie<br />

sein Gegenüber, das Klebeband von den Lippen. „Heather.“<br />

„Jake! Geht es dir gut?“ Jake nickte verwirrt. Nach dem, was man ihr angetan hatte,<br />

schien Heather sich immer noch nur Sorgen um ihn zu machen. <strong>Die</strong> junge Frau machte sich<br />

heftige Sorgen. Jake schien noch genauso verzweifelt zu sein wie vorhin, als sie bei ihm in<br />

der Zelle gewesen war und sie wusste immer noch nicht, was mit ihm los war. Sie setzte sich<br />

auf das Bett und sah zu Jake herüber, der immer noch neben der Tür stand und ins Leere<br />

starrte. „Jake, setz dich zu mir, bitte.“, bat sie. Jake verstand nicht, dass Heather seine Nähe<br />

suchte, aber wenn es das war, was sie brauchte, würde er ihr diesen Wunsch nicht verwehren.<br />

Es verwirrte und beunruhigte ihn, wie ruhig die junge Frau war. Vermutlich stand sie noch<br />

unter Schock und verdrängte, was geschehen war. Jake setzte sich auf die Bettkante, wobei er<br />

sorgfältig darauf achtete, Heather nicht zu berühren. Er wusste nicht, wie sie auf die Be-<br />

rührung eines Mannes reagieren würde und wollte sie auf gar keinen Fall erschrecken. „Jake,<br />

bitte rede mit mir. Erzähl mir, was sie dir angetan haben. Ich habe dich noch nie so gesehen<br />

wie heute. Was haben diese Leute mit dir gemacht?“<br />

Jake sah Heather kurz an und sie erkannte eine Mischung aus widersprüchlichen<br />

Emotionen in seinen Augen: Verzweiflung, Scham, Schuld, Sorge, Liebe. Dann sah er wieder<br />

zu Boden, bevor er antwortete: „Was sie mit mir gemacht haben? Ich werde mir niemals ver-<br />

zeihen können, was man dir meinetwegen angetan hat. Ich kann mir nichts Schrecklicheres<br />

vorstellen als das, was man dir angetan hat. Und es ist meine Schuld.“ Langsam kam Heather<br />

ein schrecklicher Verdacht. „Jake, was genau glaubst du, dass sie mir angetan haben?“ Jake<br />

sah entsetzt auf und Heather sah, dass er Tränen in den Augen hatte. Er war unfähig etwas zu<br />

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