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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Gesicht liefen und sie kein Wort herausbrachte. Wenn ihr Leben davon abhing, dass dieser<br />

Locke besondere Fähigkeiten besaß, war sie verloren.<br />

Jetzt betraten zwei Wachen den Raum und befreiten den Agent von seinen Fesseln.<br />

„Nummer 16, du kannst bleiben oder den Raum verlassen, das ist deine Entscheidung.“ Einen<br />

Augenblick zog der für sein Alter immer noch extrem durchtrainierte Marine in Erwägung,<br />

die Wachen anzugreifen, sagte sich dann aber, dass eine solche Provokation Abby nicht<br />

helfen würde. Er war ziemlich sicher, dass die Handlanger ihrer skrupellosen Entführer nicht<br />

die geringste Ahnung hatten, wie der teuflische Mechanismus ausgeschaltet werden konnte.<br />

So ließ er die Männer unbehelligt abziehen und stürzte auf die Glaswand zu, die ihn unerbitt-<br />

lich von der jungen Frau trennte. „Bitte, Gibbs, lass <strong>mich</strong> nicht allein, tu etwas. Hilf mir!“,<br />

flehte Abby verzweifelt schluchzend. Er hätte nichts lieber getan als das, seine töchterliche<br />

Freundin zur Not mit seinem eigenen Körper geschützt, wenn er sie nur hätte erreichen<br />

können. Beide zuckten zusammen, als ein Schuss fiel und die tödliche Bedrohung sich mit<br />

kalter Präzision auf Abby zu bewegte. „Halt durch, Kleines, das ist bestimmt nur ein Bluff.“,<br />

rief Gibbs, obwohl er selbst nicht daran glaubte. Hektisch sah er sich nach etwas um, dass<br />

vielleicht dazu verwendet werden konnte, diese Wand zu durchbrechen, aber natürlich gab es<br />

nicht einen einzigen Gegenstand in diesem Raum. Sinnlos warf er sich gegen die Trennwand,<br />

erreichte aber nichts außer sich schmerzhaft die Schulter zu prellen. Irgendetwas musste er<br />

doch tun können. Wenigstens einige tröstende Worte finden, die der heftig schluchzenden<br />

jungen Frau Hoffnung machen würden. Aber was? Niemals würde sie ihm abkaufen, dass er<br />

plötzlich doch daran glaubte, Locke könne sie retten. Was tat der eigentlich da drüben? Das<br />

durfte doch nicht wahr sein. Da hockte dieser Kerl doch seelenruhig auf dem Boden und tat<br />

gar nichts.<br />

Wieder ein Schuss und ein Aufschrei von Abby. John hielt die Augen geschlossen,<br />

atmete tief und ruhig ein und aus. Offensichtlich half es, dass er zwangsläufig seine Fähig-<br />

keiten hatte trainieren müssen, seit er in diesen Wahnsinn hineingeraten war. Immer häufiger<br />

und schneller gelang es ihm, den Zustand bewusst herbeizuführen, der für seine Visionen er-<br />

forderlich war. „Fünf Minuten.“ Wie er diese eiskalte Stimme hasste. Gibbs hatte einen Kloß<br />

im Hals und fühlte, wie ihm der Schweiß in Strömen über den Rücken lief. Würde er wirklich<br />

mit ansehen müssen, wie seine kleine Abby erschossen würde? Wie sollte er das nur ertragen?<br />

Aber verlassen konnte er sie auf keinen Fall. Er fühlte, wie seine Augen feucht wurden,<br />

drängte die Tränen aber entschlossen zurück. „Ich bin bei dir, Kleines, ich werde dich nicht<br />

allein lassen.“, stammelte der sonst so harte Mann hilflos. Er legte seine Hände an die Glas-<br />

scheibe als könne er Abby so näher sein und versuchte, ihr tränenüberströmtes Gesicht zu<br />

ertragen. Als sich die Anlage noch neunzig Zentimeter von Abby entfernt befand, sagte Gibbs<br />

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