Die Anderen - Über mich

Die Anderen
by Frauke Feind
kein Wort mehr von sich geben. Wenn sie ihn dazu bringen wollte, über seine eigenen
Empfindungen zu sprechen, musste sie dies sehr geschickt anfangen.
Sie setzte sich eng zu ihm und ließ sich von ihm umarmen. Dann sagte sie leise und mit
vor Schrecken immer noch bebender Stimme: „Ich habe nie zuvor in meinem Leben so eine
Angst gehabt. Nicht mal, als ich als Kind unter Sandmassen verschüttet wurde. Da hatte ich
wohl teilweise Todesangst, aber das war was anderes.“ Sie verstummte. Sie wusste nicht, wie
sie ihm ihre Empfindungen richtig erklären sollte. Die entsetzliche Angst, ohne ihn weiter
leben zu müssen. Die absolute Hilflosigkeit, Ohnmacht, noch irgendetwas für ihn tun zu
können, all das war für Kate schwer in Worte zu fassen. Die entsetzliche Leere, die sie gespürt
hatte, als sein Monitor Nulllinie anzeigte. Sie stammelte, während ihr Tränen über die Wangen
kullerten: „Weißt du ... Dieses Gefühl, nichts mehr für dich tun zu können ... Ich wusste, ich
verliere dich. Ich hatte wirklich den Eindruck, ich verliere jeden Moment den Verstand. Ohne
dich weiter leben zu müssen ... Noch einmal ertrage ich das nicht, dann verabschiedet sich
mein Verstand wirklich. Gott, ich hatte solche Angst ...“ Sie kroch fast in Sawyer hinein in
dem Bemühen, ihm noch näher zu kommen. „Halt mich fest und lass mich nie wieder los,
bitte.“
„Man, da kann man ja neidisch werden. Die haben sich gesucht und ge-
funden. Wer hätte das gedacht.“
Lieben.“
„Ich hätte jede Wette gehalten, dass Ford gar nicht fähig ist, so zu
„Und ich hätte nie gedacht, dass Austen sich so aufgeben könnte für
einen anderen Menschen. Nicht bei ihrer Einstellung.“
„Die Beiden sind das perfekte Beispiel dafür, dass außergewöhnliche
Umstände außergewöhnliche Maßnahmen nach sich ziehen.“
„Wenn sie getrennt agieren müssen, dürfte es Probleme geben.“
„Da könntest du Recht haben. Na, wir werden es ja erleben. Nicht mehr
allzu lange, und die ersten Feldversuche stehen an.“
„Da sind wir wohl alle sehr gespannt drauf, denke ich.“
„Weiß schon einer, wer die Ersten sein werden?“
„Nein, steht noch gar nichts fest.“
Sawyer hatte Kate schweigend zugehört. Er hatte die Arme fest um sie gelegt und
spürte ihr Zittern. Er vergrub sein Gesicht in Kates langen Haaren und hielt sie einfach fest. Er
spürte, wie all die Anspannung, die sich in ihm angesammelt hatte, dringend nach einem Ventil
suchten. Dass er hatte umgebracht werden sollen und es nur den eigenartigen Launen der Ent-
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