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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

waren bei diesem noch die Erinnerungen an die eigenen, drei Tage währenden Qualen und die<br />

Erniedrigung, die dieser jedes Mal empfunden hatte, als man ihn über den Blasenkatheder<br />

zwangsentwässerte hatte. Jake brauchte lange, um sich wieder soweit zu beruhigen, dass er<br />

nicht mehr am ganzen Körper zitterte vor Hass und Wut. Und als er sich wieder gefangen<br />

hatte, setzte auch die langsam heftiger werdende Müdigkeit erneut ein. Jetzt hätte er einiges<br />

für weitere Abwechslung, egal welcher Art, getan. Er versuchte, sich mit Gedanken an<br />

Heather abzulenken. <strong>Die</strong> junge Frau war in einem sehr strengen Elternhaus aufgewachsen. Ihr<br />

Vater war Pastor und laut ihrer eigenen Aussage war sie streng religiös erzogen worden. Ob<br />

und wenn wo ihre Eltern lebten, hatte sie nie erwähnt, nur, wo sie aufgewachsen war hatte sie<br />

Jake gesagt. In einer kleinen Stadt, gar nicht weit von Jericho entfernt, New Bern. Dass es in<br />

Sydney während des Urlaubs zu nicht mehr als flüchtigen Küssen gekommen war, hatte Jake<br />

zähneknirschend hinnehmen müssen. Er war überzeugt davon, dass er der erste Mann in<br />

Heathers Leben war, den sie liebte. Ein liebevolles Lächelnd huschte erneut über Jakes Ge-<br />

sicht. Es hatte ihn auf eine harte Probe gestellt, die Finger bei sich zu behalten, wenn sie<br />

abends nebeneinander auf dem Sofa gesessen und sich unterhalten hatten. Jake war es nicht<br />

gewohnt, lange zu fackeln. Er war ein gut aussehender junger Mann, der bei Frauen durch<br />

seine sanfte Art und seinen immer leicht melancholischen Ausdruck in den dunklen Augen<br />

schnell erfolgreich war.<br />

In Jericho war er bis zu seinem überstürzten Verschwinden nach dem gewaltsamen<br />

Tod seines besten Freundes Chris, an dem Jake sich bis zum heutigen Tage die Schuld gab,<br />

mit dessen Schwester Emily liiert gewesen. Jake war in seiner Jugend ein ziemlich un-<br />

gezügelter Draufgänger gewesen, der in eine Gang von Kleinkriminellen geraten war. Als<br />

deren Straftaten immer größere Dimensionen annahmen, hatte Jake sich mehr und mehr<br />

zurückgezogen. Schließlich plante die Gruppe einen Banküberfall. Jake sollte das Fluchtfahr-<br />

zeug fahren. Im letzten Moment entschied er sich, nicht an dem <strong>Über</strong>fall teil zu nehmen. <strong>Die</strong><br />

Straftat endete in einem Desaster. Sein bester Freund wurde erschossen. Emily gab ihm die<br />

Schuld am Tod ihres Bruders, seine Familie war vollkommen entsetzt und Jake verließ<br />

Jericho geradezu fluchtartig. Seine vagen Angaben, was er in den letzten fünf Jahren ge-<br />

trieben hatte, waren nicht aufrichtig gewesen. Er hatte sich unter anderem in verschiedenen<br />

Söldnertrupps im Irak und in Afghanistan herum getrieben. Er hatte einige Zeit auf Costa<br />

Rica verbracht und bevor er nach Jericho zurückgekehrt war, um dann nach Sydney abzu-<br />

hauen, hatte er in San <strong>Die</strong>go gelebt. Dort hatte er als Pilot gearbeitet und in erster Linie <strong>Über</strong>-<br />

seefrachtflüge gemacht. Er hatte sich einige Fähigkeiten aneignen können, die ihm sehr nütz-<br />

lich geworden waren. Seufzend schloss Jake die Augen, nur, um sie sofort wieder aufzu-<br />

reißen. Er bekam leichte Kopfschmerzen. Außerdem fing er mehr und mehr an zu frieren,<br />

obwohl es in ihrem Kerker alles andere als kalt war. Ein Schauer lief über seinen zur Reg-<br />

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