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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Akt 1: Jakes Schuld<br />

<strong>Die</strong> Unwahrheiten liegen oft nicht in dem, was man sagt, sondern in dem, was<br />

man nicht sagt.<br />

Ludwig Marcuse<br />

„Nummer 2.“ - Verfluchter Mist. - Jake zuckte zusammen. Es war zum aus der Haut<br />

fahren. Inzwischen war jeder einzelne von ihnen so weit, heftig zusammen zu zucken, wenn<br />

seine Nummer aufgerufen wurde. <strong>Die</strong> paar Male, wo nicht etwas ausgesprochen Unan-<br />

genehmes dem Aufruf der Nummer gefolgt war, konnte man an einer Hand abzählen. Sich<br />

darüber im Klaren seiend, dass alle mehr oder weniger zu ihm starrten, stand Jake von seiner<br />

Liege auf und trat, tief durchatmend, an die Tür. Es fiel ihm von Mal zu Mal schwerer, sich<br />

die Hände fesseln zu lassen. Nur die Vernunft und vor allem das Wissen, dass jeder Wider-<br />

stand unweigerlich straight ahead zu Heather geführt hätte, unterdrückte seinen Selbst-<br />

erhaltungstrieb so weit, dass er, wenn auch mit klopfendem Herzen, die Hände durch die<br />

Luke hielt, um sie sich fesseln zu lassen. <strong>Die</strong> Wartezeit, bis die Wachen nach dem Aufrufen<br />

der Nummern endlich an der Zellentür ankamen, waren ebenfalls mit jedem Mal schwerer zu<br />

ertragen. Wenn sich die Schritte immer mehr näherten, wurde der Fluchtrieb so groß, dass es<br />

fast jeden einzelnen der Gefangenen unglaubliche <strong>Über</strong>windung kostet, ruhig stehen zu<br />

bleiben. Jake spürte seine Hände leicht zittern und biss wütend die Zähne aufeinander. Kurz<br />

ballte er die Hände zu Fäusten, dann merkte er erleichtert, dass das Zittern aufhörte. Und dann<br />

waren die Wachleute endlich da und die Handschellen schlossen sich mit dem so verhassten<br />

Klicken um seine Handgelenke.<br />

<strong>Die</strong> Zellentür sprang auf und Jake trat mit gesenktem Kopf auf den Gang. <strong>Die</strong>ses Mal<br />

wurde er wieder auf die Plattform geführt. Nicht, dass an dieser Tatsache irgendetwas Be-<br />

ruhigendes gewesen wäre. <strong>Die</strong> Quälerei des Schlafentzuges war noch hellwach in allen<br />

Köpfen. Gebannt sahen die Mitgefangenen zu, wie Jake zur Plattform gebracht wurde. Eine<br />

der Eisenstangen wurde langsam aus dem Boden gefahren und Jakes gefesselten Hände über<br />

die Stange gefädelt. Als die Stange ganz ausgefahren war, trat einer der Wachposten vor Jake<br />

hin. „Hör genau zu. Was jetzt passiert, hast du alleine zu verantworten. Du hättest ehrlich sein<br />

sollen, dann wäre das, was geschehen wird, vermieden worden.“ Jake stand da und blickte<br />

dem Typen verwirrt ins Gesicht. Dann erinnerte er sich erschrocken, dass das verboten war<br />

und senkte augenblicklich den Kopf. „Wie? Wobei gelogen? Ich verstehe nicht ...“ Laut und<br />

deutlich erwiderte der Wachmann: „Du hättest die Fragebögen wahrheitsgemäß ausfüllen<br />

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