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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

ich sei eine unbefleckte Empfängnis gewesen. Daraufhin beauftragte ich einen Privatdetektiv,<br />

mehr über sie heraus zu finden. Er fand neben der Tatsache, dass meine Mutter psychische<br />

Probleme hatte und immer wieder in Kliniken war, den Namen und Aufenthaltsort meines<br />

Vaters heraus, Sir.“ Kurz schwieg Locke, dann fuhr er fort: „Ich lernte meinen Vater kennen.<br />

Er nahm <strong>mich</strong> auf, brachte mir Jagen bei, gab mir das Gefühl, erwünscht zu sein. Bis zu dem<br />

Tag, als er mir mit einer hinterhältigen List eine Niere abgeschwatzt hatte, die ich ihm<br />

spendete.“ Locke musste tief durchatmen, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass ihm<br />

vereinzelte Tränen über das Gesicht liefen. „Als ich im Krankenhaus aus der Narkose er-<br />

wachte, war mein Vater weg. Ich suchte ihn später auf und wollte wissen, warum er das ge-<br />

macht hatte. War von dem Gedanken regelrecht besessen. Er hatte meine Mutter nur aus<br />

diesem Grunde zu mir geschickt. Um einen Nierenspender zu bekommen.“ Locke schwieg.<br />

„Wie bist du in den Rollstuhl gekommen, Nummer 12?“ Locke zuckte zusammen.<br />

Dann erzählte er: „Eines Tages, Jahre nach dem Vorfall, lernte ich einen jungen Mann<br />

kennen, der <strong>mich</strong> anflehte, ihm zu helfen. Ein Heiratsschwindler hatte sich an seine Mutter<br />

heran gemacht und diese war kurz davor, diesem Mann ihr Vermögen anzuvertrauen. Es<br />

stellte sich heraus, dass dieser Heiratsschwindler mein Vater war.“ Wäre Sawyer nicht in<br />

einer so erbärmlichen Verfassung gewesen, hätten ihn die folgenden Sätze sicher elektrisiert.<br />

So registrierte er sie nicht einmal. „Mein Vater nannte sich zu diesem Zeitpunkt Mitchell<br />

Sawyer. Ich lauerte ihm auf und sprach ihn in an, erklärte, ich würde ihn anzeigen, wenn er<br />

die Frau nicht in Frieden lassen würde. Einige Tage später wurde ich von zwei FBI Beamten<br />

angesprochen, befragt. Ob ich einen Peter Talbot kennen würde. Er war der junge Mann, der<br />

<strong>mich</strong> angesprochen hatte. Man hatte ihn tot aufgefunden, ermordet. Ich suchte daraufhin<br />

meinen Vater in seinem Appartement auf. Er erklärte mir, er wäre es nicht gewesen, und<br />

schwor, er hätte die Beziehung zu Mrs. Talbot beendet, ich solle sie doch anrufen, wenn ich<br />

ihm nicht glauben würde.“ Wieder musste Locke eine kleine Pause machen, bevor er in der<br />

Lage war, weiter zu sprechen. „Ich wollte die Frau anrufen. Das Telefon stand auf einem<br />

kleinen Beistelltisch am Fenster des Appartements. Das Letzte, an das ich <strong>mich</strong> erinnern<br />

kann, ist, dass ich einen heftigen Stoß von meinem Vater erhielt. Ich durchschlug das Fenster<br />

und stürzte fast zehn Meter in die Tiefe. Als ich Tage später im Krankenhaus erwachte, war<br />

ich querschnittgelähmt, Sir.“<br />

Erschöpft schwieg Locke. Der Arzt nickte zufrieden. Er gab Locke einige Momente,<br />

sich ein wenig zu beruhigen, dann kam die nächste Frage. „Wer ist Helen?“ Locke seufzte.<br />

„Helen ... Ich habe sie in einer Selbsthilfegruppe für Aggressionsbewältigung kennen gelernt,<br />

nachdem mein Vater <strong>mich</strong> um meine Niere betrogen hatte. Ich wollte sie heiraten, aber durch<br />

mein exzessives Verhalten in Bezug auf meinen Vater habe ich sie verloren, Sir.“ „Wer ist<br />

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