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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Wie lange sie Jake wie einen geprügelten Hund auf der Plattform knien ließen, hätte<br />

keiner der geschockten Leidensgenossen sagen können. Er hatte irgendwann aufgehört zu<br />

Schluchzen und hockte wie paralysiert in der Mitte des Zellentraktes. Er hatte keine Vor-<br />

stellung davon, wie er Heather je wieder begegnen sollte. Was man ihr heute seinetwegen<br />

angetan hatte, würde sie nie vergessen, nie verzeihen können. Und Jake war sich sicher, sie<br />

würde ihn dafür hassen. Er hob resigniert den Kopf und sah zur Tür der kleinen Wohnung<br />

hinüber. Seine Augen waren leer. Nach einem flüchtigen Blick auf die Tür sank sein Kopf<br />

wieder auf seine Brust. Und in diesem Moment öffnete sich die Tür, die er eben noch so<br />

genau angeschaut hatte. Und die beiden Typen kamen heraus, Heather, immer noch nackt,<br />

zwischen sich. Sie war zusätzlich geknebelt und wurde an den Zellen vorbei geführt.<br />

Weinend, mit gesenktem Kopf, sich nicht trauend, aufzusehen, hing sie zwischen ihren Be-<br />

wachern. Sie schämte sich entsetzlich. Dass Jake auf den Knien auf der Plattform hockte, im<br />

wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört, und ebenfalls nicht zu ihr schauen mochte,<br />

bekam sie gar nicht mit. <strong>Die</strong> anderen Gefangenen standen an den Zellentüren und schauten<br />

gebannt und schockiert zu, wie Heather aus dem Kerker geführt wurde. Als sich die Tür<br />

hinter ihr schloss, kamen zwei weitere Wachen und befreiten Jake. Sie zerrten ihn auf die<br />

Füße und führten ihn in seine Zelle zurück. Teilnahmslos ließ er sich die Handschellen ab-<br />

nehmen und wankte dann zu seiner Liege. Apathisch sank er auf diese nieder und starrte<br />

blicklos vor sich hin. Allison in der Nachbarzelle war froh, dass es in ihren kleinen Löchern<br />

nichts gab, was man als Waffe oder Werkzeug hätte benutzen können. Sie hätte Jake so gerne<br />

irgendetwas Tröstendes gesagt, musste aber zugeben, dass es nichts gab, was sie oder irgend-<br />

jemand dem vollkommen gebrochenen jungen Mann hätte sagen können.<br />

Und nun nahm das Drama seinen Lauf. Aus dem Lautsprecher tönte „Nummer 3.“ -<br />

Scheiße - Sawyer schluckte trocken, stand auf und trat zögernd an die Zellentür. Solange sie<br />

sich mit ihm beschäftigten, würde Kate vielleicht in Frieden gelassen werden. So wartete er<br />

geduldig, bis die Wachposten kamen und ihn in Handschellen legten. Kate war aufgeschreckt,<br />

als Sawyers Nummer aufgerufen wurde. Jetzt sah sie zitternd zu, wie er zur Plattform geführt<br />

wurde. Statt der Liege, die sie schon kannten, kam ein metallener Bettrahmen aus dem Unter-<br />

grund hoch gefahren. Sawyer wurden die Handschellen abgenommen und er bekam den Be-<br />

fehl, sich auf das Metallgeflecht zu legen. Ergeben ließ er den Kopf hängen und turnte vor-<br />

sichtig in die vorgeschriebene Haltung. Hand- und Fußgelenke wurde an die Bettpfosten ge-<br />

fesselt. Dann wurde ihm eine Maske über die Augen gezogen. Jetzt konnte er nichts mehr<br />

sehen. Irgendwie hatte er aber das Gefühl, das verdammt ungute Gefühl, dass er dafür in<br />

Kürze umso mehr fühlen würde. Als Kates Nummer aufgerufen wurde, krampfte sich<br />

Sawyers Herz zusammen. Kate trat, mühsam die Tränen unterdrückend, an die Tür. Sie er-<br />

zitterte, als die Handschellen sich um ihre Handgelenke schlossen. Man führte sie auf die<br />

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