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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

führer zu verdanken hatte, dass er noch am Leben war, ging selbstverständlich auch an Sawyer<br />

nicht einfach vorbei. Dass Kate ihn nicht fragte, nicht bedrängte, was er empfand, fand er sehr<br />

angenehm. Seine Gefühlswelt war derart durcheinander, dass er nicht annähernd hätte be-<br />

schreiben können, was in ihm vorging. Trotzdem spürte er, dass es ihm geholfen hätte, etwas ...<br />

„Es tut mir leid, Freckles, wenn ich ... Es ist ... Als ich da in der Gaskammer hockte, und dich<br />

plötzlich sah ... Ich wollte nicht, dass du <strong>mich</strong> ... sterben siehst, gleichzeitig wollte ich nicht ...<br />

Ich hab mir gewünscht, dein Gesicht bis zum letzten Moment zu sehen, weißt du.“ Sawyer<br />

merkte gar nicht, dass ihm ebenfalls Tränen über die Wangen liefen. Kate hörte nur<br />

schweigend zu. Worte hätten nur gestört. Sie wollte, dass er weiter sprach, wenigstens etwas<br />

von dem, was ihn bewegte, raus ließ. „Ich hab <strong>mich</strong> wie ein mieser Egoist gefühlt. Ich dachte<br />

die ganze Zeit, dass es ... was ich dir damit antue.“ Sawyer merkte den Denkfehler nicht, den er<br />

machte. Nicht er hatte entschieden, dass die anderen Gefangenen Zeugen seiner und Danas<br />

Hinrichtung werden sollten, sondern die Entführer. Kate sah diese Tatsache sofort. „Baby,<br />

nicht du hast entschieden, dass ich es mit ansehen musste, das waren diese kranken<br />

Schweine.“, sagte sie leise. Sawyer stutzte kurz, dann nickte er langsam. „Ist richtig, aber dass<br />

ich mir gewünscht habe, dich bis zum letzten Moment zu sehen ... Es hat mir so sehr geholfen.<br />

Und dich so schrecklich gequält. Es tut mir so unendlich leid. Ich hatte nicht das Recht, das zu<br />

wollen.“ Verzweifelt schwieg er.<br />

Kate hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. „Ich habe es dir schon einmal gesagt und<br />

ich wiederhole es gerne noch mal: Wenn es das Einzige ist, was uns am Ende bleibt, dem<br />

anderen beim Sterben zuzuschauen, dann ist es das. Ich wäre mit dir gegangen, wenn ich ge-<br />

konnt hätte, das hätte mir weniger Angst gemacht als die Vorstellung, ohne dich weiter ...“ Sie<br />

brach erschüttert ab. Sawyer küsste sie zart und flüstere: „Ich liebe dich.“ Dann schwieg er<br />

kurz und fuhr schließlich sehr leise fort: „Wenn ... Ich weiß nicht, ob ich noch einmal so ... Ich<br />

habe Angst, falls die es doch noch irgendwann ernst meinen, ob ich wieder die Kraft habe ...<br />

Kate, die Einschläge kommen dichter. <strong>Die</strong> Bestrafung, der Galgen, das hier ... Ich habe keine<br />

Ahnung, wie lange ich das noch schaffe, ohne selbst den Verstand zu verlieren. So oft inner-<br />

halb so kurzer Zeit fast umgebracht zu werden ... Beim nächsten Mal habe ich vielleicht ...“ Er<br />

biss sich auf die Lippe und verstummte. Er schaffte es nicht, ihr zu erklären, dass er die größte<br />

Angst davor hatte, Angst zu haben. Kate verstand, worauf Sawyer hinaus wollte. „Bitte, das<br />

darf einfach nicht noch einmal ... Aber ich bin sicher, wenn ... Du würdest es schaffen, das<br />

weiß ich. Du bist so ... stark, du würdest ihnen wieder ins Gesicht spucken. Aber es wird kein<br />

nächstes Mal geben, hörst du, das darf es einfach nicht, es darf nicht ... Ich würde es nicht er-<br />

tragen ... ich will dich nicht verlieren ... ich brauche dich so sehr ...“ Kate Stimme war immer<br />

panischer geworden und jetzt drückte sie Sawyer an sich und er streichelte ihr beruhigend über<br />

den nackten Rücken. Seine Lippen küssten ihr tränenüberströmtes Gesicht. Kate erwiderte<br />

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