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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Eine Weile schaffte Jake es, sich wach zu halten. Dann döste er wieder ein. Erneut<br />

schreckte er hoch, als das unangenehme Geräusch durch seinen Kopf schoss. Verdammt! Es<br />

konnte doch wohl nicht so schwer sein, sich selbst wach zu halten. Hätte man ihm vor ein<br />

paar Tagen gesagt, dass er in einer solch qualvollen Haltung überhaupt ans Schlafen denken<br />

konnte, hätte er gelacht. Sein Rücken tat höllisch weh, seine Schultergelenke machten den<br />

Eindruck, als könne er sie für den Rest seines Lebens nicht mehr ohne Schmerzen bewegen.<br />

Der Nacken war hoffnungslos verspannt und ihm drehte sich immer wieder alles. Wie er das<br />

viel länger sollte aushalten können, war Jake schleierhaft. Irgendwann merkte er ein Problem,<br />

an das er bisher nicht einen Gedanken verschwendet hatte. Es ging ihm selbstverständlich wie<br />

Sawyer. Er musste allmählich dringend auf die Toilette. Jake merkte gar nicht, dass er mit<br />

zunehmendem Blasendruck anfing, leise zu stöhnen. <strong>Die</strong> Mitgefangenen, die nicht extrem tief<br />

schliefen, bemerkten diese leisen Geräusche in der Stille sehr wohl. Einige konnten sich<br />

denken, was mit Jake los war. Sawyer schüttelte es auf seiner Liege. Er hatte die Hände unter<br />

dem Kopf verschränkt und versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken, wie unangenehm die<br />

Prozedur des Einführens des Schlauches gewesen war. Armer Jake. <strong>Die</strong>ser wurde immer<br />

zappeliger auf seiner Liege, sofern man bei der Fixierung von zappelig sprechen konnte. Er<br />

hatte das Gefühl, dass seine Blase demnächst platzen würde. Er glaubte, jeden Augenblick die<br />

Kontrolle zu verlieren. Und dann zuckte er erneut heftig zusammen, als plötzlich jemand<br />

neben ihm auftauchte. Ein Metalltablett wurde auf seinen Körper gestellt und er konnte sehen,<br />

wie der weiß gekleidete Typ neben ihm einen Schlauch mit einem Plastikbeutel am Ende in<br />

die Hand nahm. Jake brauchte kein Genie zu sein, um sich vorzustellen, was nun kommen<br />

würde. Da er sich selbst nicht hören konnte, fluchte er sehr viel lauter als geplant: „Hau ab, du<br />

Arschloch. Verzieh dich. Hau ab!“ Der Typ nahm überhaupt keine Notiz von Jakes Fluchen.<br />

Er desinfizierte den Schlauch, dann spürte Jake, wie sein Penis in die behandschuhte Hand<br />

genommen und an der Eichel mit einem Wattetupfer ebenfalls gründlich desinfiziert wurde.<br />

Vollkommen verzweifelt musste er nun ebenfalls hinnehmen, dass ihm der Schlauch in die<br />

Harnröhre eingeführt wurde. Er war sich sicher, dass alle Augen auf ihm ruhten und dieses<br />

Wissen trieb ihm Tränen der Scham und vor allen Dingen der hilflosen Wut in die Augen.<br />

<strong>Die</strong> Prozedur schien Jake Stunden zu dauern. Dabei war schon nach weniger als zwei<br />

Minuten für ihn alles vorbei. Nachdem der Arzt das erledigt hatte, maß er Jakes Blutdruck<br />

und notierte sich die Werte. Dann trat er an Jakes gefesselte Hände, griff sich einen Finger<br />

und Jake spürte einen kleinen, schmerzhaften Piecks. Offensichtlich wurde ihm Blut ab-<br />

genommen. Als er schließlich wieder alleine war, schossen ihm bei dem Gedanken, dass<br />

Heather das gerade hatte mit ansehen müssen, erneut Tränen der Scham und Wut in die<br />

Augen. Dass nur House und Sawyer überhaupt wach genug waren, konnte Jake nicht ahnen.<br />

Auch nicht, dass Sawyer ganz bestimmt nicht zu ihm herüber schauen würde. Viel zu frisch<br />

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