Die Anderen - Über mich

Die Anderen
by Frauke Feind
stellen. Kurz davor, einen Schreikrampf zu bekommen, lief Kate in dem kleinen Raum auf
und ab. Wie elektrisiert fuhr sie herum, als sie das Klicken der Tür hörte. Zwei Wachen be-
traten den Raum und fesselten ihre Hände. Dann wurde sie abgeführt. - Bitte, bitte, bringt
mich zu ihm. - dachte sie verzweifelt. Sie wurde tatsächlich in den Zellentrakt zurück ge-
bracht. Kates Herz klopfte im Hals. Sollte ihr Wunsch in Erfüllung gehen? Ihre Beine
zitterten. Ihre Augen saugten sich an Sawyer Zellentür fest. Und dann wurde sie an ihrer
eigenen Zelle vorbei geführt. – Ja! - schoss es ihr durch den Kopf.
*****
Heather war in einen kleinen Raum gebracht worden. Dort hatte man ihr die Hand-
schellen und das Klebeband abgenommen und sie alleine gelassen. Eine Liege, Tisch, Stuhl,
das war alles neben einem Klo, was der Raum enthielt. Als sie allein war, sah sie auf der
Liege einen Kittel liegen und ohne zu Zögern schlüpfte sie in das Kleidungsstück. Nachdem
sie so lange nackt gewesen war, kam ihr das dürftige Kittelchen wie ein Schutzanzug vor. Die
junge Frau brauchte eine Weile, sich von dem durch gestandenen Schrecken zu erholen.
Warum hatte Jake nur die Unwahrheit gesagt. Es war doch inzwischen wirklich mehr als klar,
dass sich hier jede Handlung bitter rächte. Heather war nicht wirklich böse auf Jake, aber was
sie hatte durchmachen müssen, war mehr, als sie je gedacht hatte, ertragen zu können. Sie
wollte zu Jake, wollte, dass er sie in den Arm nahm und tröstete, sie all den Horror vergessen
ließ. Er war so stark und so überlegen, er würde schon dafür sorgen, dass sie sich wieder
besser fühlte. Heather frage sich erneut, warum die beiden Wachen wohl aufgehört hatten. Sie
hatten ihr wohl nur Angst einjagen sollen. Was inzwischen wohl mit den anderen Mit-
gefangenen geschah? Ob noch andere Frauen auf die gleiche Weise in Angst versetzt worden
waren? Die Stunden vergingen. Heather fielen die Augen zu, sie war hundemüde. Würde sie
je wieder aus diesem Raum abgeholt werden?
Als sie wirklich schon glaubte, nicht wieder in ihre Zelle zurück zu müssen, ging die
Tür plötzlich auf. Zwei Wachen betraten den Raum. Sie fesselten Heather die Hände und die
junge Frau fragte sich aufgeregt, ob sie endlich zu ihren Leidensgenossen zurückkehren
dürfte. Und richtig. Sie wurde in den Zellentrakt zurück gebracht. Nun hoffte sie nur, dass sie
nicht in ihre eigene, sondern wenigstens kurz in Jakes Zelle gebracht werden würde.
Tatsächlich! Sie wurde zu Jakes Zellentür geführt. Diese ging auf und man nahm ihr die
Handschellen ab. Die Wache zischte ihr zu: „Zehn Minuten.“ Heather nickte. Dann sah sie
Jake. Und erschrak. Er hockte auf dem Boden, die Beine angezogen, die Arme darum ge-
schlungen, Kopf auf den Knien. Was, um alles in der Welt, war hier los? Warum sprang er
nicht auf, eilte ihr entgegen, nahm sie in die Arme? Er sah nicht einmal auf. Was war ge-
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