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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

folgte die Strafe für sein Fluchen auf den Fuß. Erneut zuckte Tempe schreiend vor Schmerzen<br />

unter einem neuerlichen Stromschlag zusammen.<br />

Booth biss sich auf die Lippen bis er Blut schmeckte. Er zitterte am ganzen Körper,<br />

vor Wut, Hilflosigkeit, Ohnmacht. In seinem Gesicht arbeitete es. Seine Augen schwammen<br />

in Tränen und er brauchte alle Beherrschung, die er aufbringen konnte, um nicht erneut loszu-<br />

toben. Er merkte gar nicht, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. Und dann endlich ging<br />

die Kerkertür auf und der Experimentleiter betrat die Bühne. Er setzte sich entspannt Booth<br />

gegenüber auf den zweiten Stuhl und sah diesen herausfordern da. „Nun, Nummer 1, ich darf<br />

davon ausgehen, dass du motiviert genug bist, mir ein paar Fragen zu beantworten?“ Booth<br />

sah den Arzt an. „Ja, das bin ich, Sir.“, sagte er mühsam beherrscht. „Gut, dann wollen wir<br />

mit etwas einfachem anfangen.“, erwiderte der Arzt leutselig. Er legte seinen PDA auf den<br />

Tisch und klappte ihn auf. „Eine einfache Frage zum Warm werden, die sogar ein FBI Agent<br />

beantworten kann. Dein Name, Nummer 1, ist Seeley Joseph Booth?“ Booth biss vor Wut die<br />

Zähne zusammen. „Ja, Sir.“, knirschte er. „Du wurdest am 16 Mai 1971 geboren?“ „Ja, Sir.“<br />

„Dein Geburtsort ist Pittsburgh, Pennsylvania?“ „Ja, Sir.“ „Der Name deiner Eltern lautet<br />

Tom und Marlene Booth?“ „Ja, Sir.“ „Du hast einen jüngeren Bruder, Jared Booth?“ „Ja, Sir.“<br />

„Wer ist Parker?“ Booth war nicht sonderlich überrascht, dass die von seinem vierjährigen<br />

Sohn wussten. So antwortete er ruhig: „Parker ist mein vier Jahre alter Sohn, Sir.“ „Wo ist<br />

seine Mutter Rebecca?“ „Wir sind nicht mehr zusammen.“ Booth wurde es langsam etwas<br />

warm. <strong>Die</strong> Fragen begannen konkreter zu werden. „Was empfindest du für Nummer 6?“ Das<br />

kam derart überraschend, dass Booth ohne nachzudenken antwortete. „Ich liebe sie ...“ Dann<br />

wurde ihm klar, was er da gerade gesagt hatte.<br />

Der Arzt sah ihn an wie eine Giftschlange die Maus, die das nächste Opfer werden<br />

sollte. Booth konnte nicht verhindern, dass ihm eine Gänsehaut über den Rücken kroch.<br />

„Erzähle mir etwas über deine Sucht.“ „Was?“, entfuhr es dem FBI Agent. „Ich möchte, dass<br />

du mir von deiner Sucht erzählst.“, wiederholte der Arzt ruhig. „Welcher Sucht?“, entfuhr es<br />

Booth unwillkürlich. Sofort gellte ein neuer Schmerzensschrei Tempes durch den Kerker und<br />

sie wand sich erneut konvulsivisch in ihren Fesseln. „NEIN! Hören Sie auf. Ich ... Ich bin<br />

Spielsüchtig. Meinen Sie das, Sir? Ich ... Ich habe lange Zeit an Spieltischen verbracht. Ich<br />

konnte an keinem Craps-Tisch 6 vorbei gehen. Als ich beim FBI anfing, habe ich eine<br />

Therapie gemacht. Heute habe ich es unter Kontrolle. Ich habe seit Jahren nicht mehr gespielt,<br />

Sir.“ Booth verstummte. „Was hast du vor deiner Laufbahn beim FBI gemacht, Nummer 1?“<br />

„Ich war bei den United States Army Rangers, Sir.“ „Dein Rang?“ „Sergeant, Sir.“ „Wurdest<br />

du jemals gefoltert?“ - Außer hier? - fuhr es dem jungen Mann durch den Kopf. Er schloss<br />

6 Craps bzw. Craps shooting oder Seven Eleven ist ein Würfelspiel, das sich vor allem in den USA großer Beliebtheit erfreut.<br />

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