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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

und eine ihrer Schülerinnen war unglücklich mit dem Hals gegen den Sitz vor ihr ge-<br />

stoßen und bekam keine Luft mehr. <strong>Die</strong> junge Lehrerin hatte zwei ihrer Schüler los-<br />

geschickt um Hilfe zu holen und sie waren mit Jake wieder gekommen. Heather konnte<br />

sich nicht erklären warum, aber in dem Moment als der Fremde sie anlächelte hatte sie<br />

sich augenblicklich ruhiger gefühlt. Er hatte den Puls des ohnmächtigen Fahrers geprüft.<br />

„Lebt er?“, hatte Heather besorgt gefragt. „Ja. Sind sie okay?“ wollte der Fremde<br />

wissen. „Ich glaube, mein Bein ist gebrochen.“ „Können Sie ihre Zehen fühlen?“ „Ja.<br />

Kümmern Sie sich nicht um <strong>mich</strong>, sehen Sie nach den Kindern.“ „Ist einer von euch ver-<br />

letzt?“, erkundigte der junge Mann sich bei den Kindern. „Stacey hat was, Mister, sie<br />

kann nicht atmen.“, rief eines der Kinder besorgt. Der Mann kniete neben dem Mädchen<br />

nieder und sagte so ruhig wie möglich: „Es ist okay, Stacey, lass <strong>mich</strong> mal sehen.“ Er<br />

untersuchte das Mädchen und fragte dann: „Gibt es hier eine kalte Kompresse? Wir<br />

müssen die Schwellung stoppen.“ Heather sprach einen anderen Schüler an: „Lucas, der<br />

erste Hilfe-Kasten ist unter dem Sitz da vorne.“ In dem Moment wurde die kleine Stacey<br />

ohnmächtig. Der fremde Mann atmete einen Moment tief durch und sagte dann zu den<br />

verängstigten Kindern: „In Ordnung, ich brauche jetzt eure Hilfe. Hat einer von euch<br />

einen Kugelschreiber?“ „Wir haben Bleistifte, Mister.“, antwortete eines der Kinder. „Nein,<br />

ich brauche eine Röhre, etwas hohles, so etwas wie einen Strohhalm.“ „Ich habe einen<br />

Strohhalm.“, rief eines der Kinder und reichte dem Mann einen leuchtend roten Trink-<br />

halm. Der junge Mann sagte zu einem der Jungen: „Du musst mir jetzt helfen, okay. Du<br />

musst Staceys Schultern ganz fest halten, falls sie aufwacht. Guck einfach nicht hin, was<br />

ich jetzt mache.“ Der Fremde zog ein Taschenmesser hervor und Heather sah gebannt<br />

zu, wie er einen Schnitt in Staceys Hals machte und den Strohhalm hinein steckte. Er<br />

blies Luft hinein und Heather atmete erleichtert auf als ihre Schülerin die Augen öffnete.<br />

Eines der Kinder fasste in Worte was Heather dachte und fragte beeindruckt: „Wow! Wo<br />

haben Sie das gelernt?“ „Beim Militär.“, antwortete Staceys Retter knapp. „Waren Sie<br />

Soldat?“, fragte der Junge nach. „Nein, nur ein Loser.“, antwortete der Mann. Heather<br />

entschied sich, nicht auf diese merkwürdige Selbstbeurteilung einzugehen und fragte<br />

stattdessen: „Wie geht es ihr?“ „Sie wird wieder gesund.“, antwortete der Mann. „Wie ist<br />

Ihr Name?“, fragte er dann. „Heather.“ Er lächelte. „Jake.“<br />

Jake setzte sich ans Steuer und fuhr den Bus zurück nach Jericho, der kleinen<br />

Stadt, aus der er kam und in der Heather seit einigen Jahren lebte. Unterwegs unter-<br />

hielten sie sich und Jake erzählte, dass er schon einige Jahre nicht mehr in seiner<br />

Heimatstadt gewesen war. <strong>Über</strong> die Gründe sagte er nichts und Heather stellte keine<br />

Fragen. Jake erzählte, dass er nach Jericho gekommen war um das Grab seines Groß-<br />

vaters zu besuchen. Er hatte sich schon wieder auf dem Rückweg befunden, als Heathers<br />

Schüler ihn um Hilfe gebeten hatten. „Ich weiß, es geht <strong>mich</strong> nichts an, aber vielleicht<br />

würde es Ihnen gut tun, eine Weile in Jericho zu bleiben. Was auch immer vorgefallen ist,<br />

kann doch nicht so schlimm sein, dass Sie dafür den Kontakt mit ihrer Familie abbrechen.<br />

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