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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Leo Tolstoi<br />

Der Weckton wurde nicht schöner, je öfter man ihn hörte, das stellte Locke fest, als<br />

das grässliche Geräusch einen weiteren Tag in der Gefangenschaft eintrötete. Er hatte das<br />

Gefühl, keine fünf Stunden geschlafen zu haben. Das war sicher durchaus möglich, denn die<br />

Schlafzeiten variierten genau wie die Wachphasen, um ihnen jede Möglichkeit, einen Zeit-<br />

ablauf zu schätzen, zu nehmen. Nicht, dass noch irgendeiner von ihnen auch nur ansatzweise<br />

eine Vorstellung davon hatte, wie lange sie schon hier waren, ob es Tag oder Nacht war,<br />

Helloween, Thanks Giving, Ostern oder schon Independence Day. Es versuchte auch keiner<br />

von ihnen mehr, einen Zeitablauf zu schätzen, das war vergebliche Liebesmüh. Dass ihr<br />

Wissen um die verstrichene Zeit sich schnell ändern sollte, konnte Locke zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht ahnen. Auch nicht, dass dieser Tag in einen einzigen, endlosen Horrortrip ausarten<br />

würde. Vor zwei Tagen war der schreckliche Test mit House und Allison gewesen. Als die<br />

beiden Ärzte zurück in die Zellen gebracht worden waren, war eine deutliche Veränderung zu<br />

spüren gewesen. Locke hatte sanft gelächelt. Scheinbar hatte diese grässliche Gefangenschaft<br />

zumindest den Vorteil, dass gewisse Leute sich endlich über ihre Gefühle für einander klar<br />

wurden. Immerhin ein Gewinn unter so vielen Verlusten. Locke war gespannt, wie der<br />

weitere Tag verlaufen würde. Seit Cameron und House zurück gebracht worden waren, hatte<br />

man sie alle zufriedengelassen. Eigentlich kein gutes Zeichen, es deutete meistens darauf hin,<br />

dass ein dickes Ende abzusehen war. Erst einmal bekamen die Gefangenen zur Abwechslung<br />

wieder unmittelbar nach dem Wecken ihre Sandwiches und Wasser gereicht. <strong>Die</strong> beiden<br />

Wachleute, die ihnen das Essen brachten, sahen zufrieden aus. Als alle versorgt waren,<br />

knisterte es plötzlich im Lautsprecher. Dann ertönte die verhasste Stimme: „Gefangenen.<br />

Eigentlich geht es euch nichts an, aber da wir großzügige Menschen sind und heute noch eine<br />

<strong>Über</strong>raschung für euch haben, werden wir es euch doch sagen. Heute ist der 25.te Dezember.<br />

Fröhliche Weihnachten.“<br />

Ungläubig starrten alle vor sich hin. Der 25.12. Das hieß, sie waren schon ... Das<br />

konnte nicht wahr sein. Sawyer rechnete nach, und noch einmal und noch einmal. Aber das<br />

änderte nichts. Sie waren seit dreiundvierzig Tagen hier. Fassungslos sah er zu Kate hinüber.<br />

„Dreiundvierzig Tage. Wir sind seit dreiundvierzig Tagen hier. Das gibt es einfach nicht.“<br />

Auch die <strong>Anderen</strong> waren vollkommen durcheinander. Es konnte doch nicht weit mehr als ein<br />

Monat vergangen sein, seit man sie entführt hatte. Kate sank auf ihre Liege und starrte un-<br />

gläubig vor sich hin. Allison stand am Gitter, blickte durch die Gitterstäbe von Jakes und<br />

Saras Zelle zu House hinüber. „Das kann nicht wahr sein. Ich will nach Hause.“ Sie<br />

schluchzte haltlos auf. Heather ging es nicht anders. <strong>Die</strong> junge Frau war von dieser Eröffnung<br />

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