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Die Anderen - Über mich

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<strong>Die</strong> <strong>Anderen</strong><br />

by Frauke Feind<br />

Kate fragte sofort äußerst besorgt: „Honey, ist bei dir alles in Ordnung?“ Keine<br />

Antwort. Ziva und Bones sahen hinüber in Sawyers Zelle. Erneut fragte Kate, lauter diesmal:<br />

„Bitte, Sawyer. Ist alles in Ordnung?“ Immer noch keine Antwort. „Sawyer, verdammt. Sag<br />

was.“ Kates Stimmer zitterte. „Sawyer. Bitte.“ Und endlich kam eine Antwort, gepresst,<br />

zitternd vor mühsam unterdrückter Wut: „Nein, Kate, nein, nichts ist in Ordnung, absolut<br />

nichts, verstehst du? Lass <strong>mich</strong> einfach in Ruhe, okay.“ Mulder hatte an der Stimme des Süd-<br />

staatlers gehört, dass es für ihn beinahe unerträglich gewesen war, nachgeben zu müssen. Er<br />

wusste, dass jedes an diesen gerichtete Wort alles nur schlimmer machen konnte. So sprach<br />

der Psychologe niemand bestimmtes an, als er sagte: „Wenn wir lebend hier raus kommen<br />

wollen, sollten wir uns klar machen, dass die einzige Alternative dazu, uns freiwillig zu<br />

beugen, darin besteht, gebrochen zu werden. Es liegt bei uns, soviel Würde wie nur möglich<br />

zu bewahren. Glaubt mir, das ist leichter, wenn wir möglichst beiläufig tun, was von uns ver-<br />

langt wird. Wenn nicht, werden die Drahtzieher keinerlei Skrupel haben, immer er-<br />

niedrigendere Methoden zu finden, um unseren Stolz zu brechen.“ Aus Sawyers Zelle kam<br />

ein vollkommen apathisches, hoffnungsloses „... wer sagt denn, dass ich lebend hier raus<br />

will...“ Ganz leise sagte Kate, die diese Worte sehr wohl gehört hatte: „Bei einigen ist ihnen<br />

das Brechen wohl schon geglückt ...“ Verzweifelt schluchzte sie auf. Dann ging auch noch<br />

das Licht aus. In der Dunkelheit zu liegen, zu wissen, wie fertig Sawyer war, und das Gefühl<br />

zu haben, nichts machen zu können, brach der jungen Frau fast das Herz. Sie wollte so gerne<br />

irgendetwas sagen, was ihm geholfen hätte, spürte aber genau, dass es nichts, aber auch gar<br />

nichts gab, was sie hätte sagen können.<br />

Nachdem wieder Ruhe einkehrte, fielen den meisten Gefangenen doch die Augen zu.<br />

Sawyer jedoch lag wach, Stunde um Stunde. Er spürte, dass er nicht in der Lage war, sich zu<br />

entspannen. Wieder und wieder und noch einmal kreisten seine Gedanken um den Punkt, er-<br />

neut von den Dreckskerlen gedemütigt worden zu sein. Und eine ganz leise, hämische<br />

Stimme in ihm flüsterte immer wieder sanft - Du hast nur wieder nachgegeben, um Kate<br />

einen Gefallen zu tun, sonst hättest du es diesmal durchgezogen, du Waschlappen. - Sawyer<br />

wünschte so sehr, er hätte eine Möglichkeit gehabt, dieser Stimme kontra zu geben, aber<br />

dummerweise hatte die Stimme Recht: Wäre Kate nicht, er hätte nicht mehr nachgegeben.<br />

Sollten sie ihn doch umbringen. Er hatte es satt. Lieber würde er sterben, als sich weiter so<br />

erniedrigen lassen. Doch Kate war. Wie weit würde er noch gehen müssen? Sawyer wusste es<br />

nicht, wollte es nicht wissen. Er fühlte sich leer, ausgebrannt und wertlos. Dass ihm alles<br />

wehtat, merkte er derzeit gar nicht. Fast war er froh, sich nicht bewegen zu können. Er hatte<br />

das sichere Gefühl, er hätte mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, wäre die Möglichkeit<br />

gegeben gewesen. Als irgendwann der Weckruf ertönte, merkte Sawyer erst, dass er dringend<br />

musste. Wachen kamen, machten sie von den Betten los und brachten Essen und Trinken,<br />

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